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Aktienanalyse Siemens: Trennung von Energiesparte

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich trader
Updated 16 Nov 2020

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Siemens

In den letzten Tagen ging es für die Aktie von Siemens nach oben. Der Grund waren nicht nur überraschend gute Quartalszahlen, sondern auch die Meldung, dass das Unternehmen seine Energiesparte abspalten und Kosten senken möchte. Die Aktie legte teilweise um vier Prozent zu. Nachdem die Siemens-Aktie im Februar ein Jahrestief von rund 90 Euro verkraften musste, ist sie nun wieder etwa 107 Euro wert und konnte sich klar erholen. Womöglich könnte sich die Aktie nun auf Dauer wieder stabilisieren.

Trennung von Energiesparte

Neben den guten Geschäftszahlen nahmen Anleger vor allem von die Meldungen zur Energiesparte von Siemens positiv auf. Siemens möchte sich von seiner Energiesparte trennen und diese an die Börse bringen. Ein Teil des Windkraftgeschäfts Siemens Gamesa soll ebenfalls zu neuen Unternehmen gehören. Das Unternehmen möchte sich in Zukunft stärker auf digitale Geschäfte konzentrieren. Siemens-Chef Joe Kaeser sieht in den Abspaltungsplänen den größten Strukturwandel in der jüngeren Geschichte des Unternehmens.

Das Unternehmen will zudem im neuen Kerngeschäft mit der Digitalisierung von Fabriken, Gebäuden und Städten sowie in der Energiesparte deutlich sparen. Insgesamt sollen mindestens 10.400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Langfristig sollen dagegen über 20.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Die Ausgliederung der Energiesparte soll bis April 2020 abgeschlossen sein. Das neue Unternehmen soll dann im September 2020 an die Börse gehen. Damit gehören bald ein Viertel der 388.000 Mitarbeiter des Konzerns nicht mehr zu Siemens. Außerdem trennt sich das Unternehmen von einer Sparte, die zuletzt für etwa ein Drittel des Umsatzes verantwortlich war.

Das neue Unternehmen muss jedoch erst noch gegründet werden. Schon jetzt will man jedoch mit allen Maßnahmen zur Ausgliederung und dem geplanten Börsengang beginnen und hat mit Klaus Patzak auch bereits einen Finanzvorstand für das neue Unternehmen gefunden. Das neue Unternehmen soll in zwei Jahren soweit sein, eine Marge von acht bis zwölf Prozent zu erreichen. Dies wäre im Vergleich zu letzten Geschäftsjahr eine Verdopplung der Marge. Dabei sollen auch Sparmaßnahmen im Wert von 700 Millionen Euro bis Ende des Geschäftsjahrs 2020/2021 helfen.

Siemens Aktienanalyse

Kostensenkungen geplant

Mit der Ausgliederung der Energiesparte will Siemens innerhalb von vier Jahren im Energiegeschäft Kosten von rund einer Milliarde Euro einsparen. Neben der Streichung von Arbeitsplätzen und den geplanten Sparmaßnahmen soll dies auch durch die Zusammenlegung von Geschäftseinheiten und der Senkung von Kosten in mehreren Bereichen wie dem IT-Bereich umgesetzt werden. Hier könnte es zu weiteren Stellenstreichungen kommen.

Im Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken sowie Windrädern kann Siemens viel Kapital binden, die Gewinnmargen sind jedoch vergleichsweise klein. Trennt sich Siemens nun von der Sparte Gas & Power sowie der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa, so könnte das Unternehmen laut Kaeser seine Umsatzrendite von zuletzt unter elf Prozent wieder auf 14 bis 18 Prozent nach oben bringen. Im Energiegeschäft kann Siemens bislang eine Umsatzrendite von vier Prozent vorweisen. Mehr als acht Prozent scheinen auch in den kommenden vier Jahren nicht möglich.

Trotz des geplanten Börsengangs will Siemens weiter fast die Hälfte der Anteile an dem Energie-Tochterunternehmen behalten. Alle weiteren Aktien sollen dann an Anteilseigner verteilt werden. Langfristig könnte das Unternehmen seinen Anteil jedoch halbieren. Die gesamte Energiebranche steht vor einem Umbruch, daher jetzt streicht Siemens im Turbinengeschäft schon jetzt 600 Stellen. Nach der Energiewende werden Gas- und Kohlekraftwerke wohl nicht mehr gefragt sein. Siemens bereitet sich mit den geplanten Maßnahmen damit wohl auf die Zukunft vor.

Chartanalyse Siemens Aktie

Gute Zahlen im zweiten Quartal

Derzeit wirkt sich die Situation noch nicht auf das Tagesgeschäft aus. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs konnte Siemens das bereinigte operative Ergebnis im Industriegeschäft auf 2,41 Milliarden Euro ausbauen. Dies war ein Anstieg von sieben Prozent. Beobachter hatten niedrigere Zahlen erwartet. Auch der Umsatz nahm um vier Prozent auf 20,9 Milliarden Euro zu. Siemens kann sich zudem weiter über ein Rekordniveau bei Aufträgen freuen. Insbesondere bei seinen Industriegeschäften konnte sich Siemens in den letzten Monaten über ein wachsendes Neugeschäft freuen. Der Auftragseingang stieg um sechs Prozent auf 23,6 Milliarden Euro. Vor allem in den Bereichen Bahntechnik und Energiemanagement kamen viele neue Aufträge hinzu. Der Auftragsbestand beträgt derzeit insgesamt 142 Milliarden Euro.

Die Energiesparte konnte in den letzten Monaten ihre Zahlen klar verbessern. In der Sparte Kraftwerke ging der Umsatz zwar zurück, die Marge nahm jedoch um 170 Basispunkte zu. Nur die Bereiche Digital Factory und Mobility konnten ihre Gewinne in den letzten Monaten nicht steigern. Die operative Marge von Siemens konnte um 30 Basispunkte gesteigert werden und liegt nun mit 11,4 Prozent im anvisierten Bereich.

Allerdings fiel der Nettogewinn um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und beträgt nur noch knapp zwei Milliarden Euro. Im letzten Jahr führten Portfolioeffekte von 700 Millionen Euro zu einem hohen Nettogewinn. In diesem Jahr konnte Siemens von einer niedrigeren Ertragssteuerquote profitieren.

Siemens Aktie Analyse

Optimismus für weiteres Geschäftsjahr

Mit Blick auf das weitere Geschäftsjahr, dass im September endet, bleibt Siemens optimistisch und behielt den bisherigen Ausblick bei. Der Umsatz soll weiter moderat steigen und zu Margen von elf bis zwölf Prozent führen. Der bereinigte Gewinn pro Aktie soll dann bei 6,30 bis sieben Euro liegen. Zuletzt konnten fünf der sieben Sparten des Unternehmens Margen in oder sogar über dem anvisierten Margenkorridor erreichen.

Der Konzernumbau bei Siemens ist in vollem Gange. Dies betrifft nicht nur die Energiesparte. Zum 1. April 2019 strukturierte Siemens sein Industriegeschäft um. In der Sparte Digital Industries wurde der Bereich digitale Fabrik mit der Prozessautomatisierung zusammengelegt und unter dem Namen Smart Infrastructure finden sich nun die Gebäudetechnik, die Energieverteilung, die Ladetechnik und die Stromspeicherung. Die Sparte Gas & Power umfasst nun neben der Kraftwerkstechnik auch das Geschäft mit Ausrüstung für die Öl- und Gasbranche sowie das Hochspannungsnetz.

Noch nicht entschieden wurde bei Siemens über die Zukunft der Bahntechnik-Sparte, die unter dem Namen Mobility aktiv ist. In absehbarer Zeit soll keine Entscheidung fallen. Möglicherweise könnte es hierzu erst in knapp einem Jahr weitere Informationen geben. Auch hier könnte eine Abspaltung ebenso wie ein Börsengang möglich sein. Vor einigen Wochen war die geplante Fusion mit Alstrom am Widerstand der EU-Kommission gescheitert.

Aktie reagiert positiv

Die überraschend guten Quartalszahlen sowie die Ankündigung, dass die Energiesparte ausgegliedert werden soll, wurde von Anlegern sehr positiv aufgenommen. Am Dienstag konnte der Aktienkurs bis zum Handelsschluss um 4,57 Prozent auf 107,16 Euro steigen und war damit einer der Gewinner im DAX. Vor allem die gestiegene Profitabilität bei Power & Gas und im Energiemanagement wurde von vielen Anlegern sehr positiv aufgenommen.

Für Anleger könnte die aktuelle Entwicklung ein gutes Zeichen sein. Im letzten Jahr verlor Siemens fast ein Viertel seines Börsenwerts, nachdem die Aktie im Januar 2018 noch ein Hoch erreichen konnte. Im Februar 2019 fiel die Siemens-Aktie dann auf den niedrigsten Wert seit Sommer 2016. Seitdem ging es jedoch wieder um 18 Prozent nach oben.

Derzeit liegt die Siemens-Aktie etwa auf dem Wert ihres bisherigen Jahreshochs von 108,10 Euro. Die Ausgangslage scheint derzeit gut, damit es für die Aktie wieder deutlicher nach oben geht. Die geplante Abspaltung der Kraftwerksparte könnte ein Anstoß für einen neuen Aufwärtstrend sein.

Vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen ging es für die Siemens-Aktie eher nach unten. Nun könnte es für die Siemens-Aktie langsam wieder bergauf gehen, doch die Aktie liegt noch immer mehr als zwölf Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 121,70 Euro, dass am 1. August letzten Jahres erreicht wurde. Von ihrem 52-Wochen-Tief Anfang Februar von 90,85 Euro konnte sich die Aktie dagegen wieder deutlich erholen. Bis zum Allzeit-Hoch der Aktie von vor drei Jahren bei 133,50 Euro ist die Siemens-Aktie allerdings derzeit ein gutes Stück entfernt.

Abspaltungspläne stützen Siemens-Aktie

Nach der Bekanntgabe überraschend guter Geschäftszahlen im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ging es für die Siemens-Aktie um rund vier Prozent nach oben. Seit dem Jahrestief im Februar legte die Aktie damit um etwa 18 Prozent zu. Vor allem die Nachricht, dass sich der Konzern von seiner kriselnden Kraftwerkssparte trennen will, wurde von Anlegern sehr gut aufgenommen.

Geplant ist, dass die Kraftwerkssparte und ein Teil des Windkraftgeschäfts in ein noch zu gründendes Unternehmen ausgelagert werden sollen. Die Ausgliederung soll bis April kommenden Jahres abgeschlossen sein. Im September 2020 soll das Unternehmen dann an die Börse gehen. Siemens will dann noch 50 Prozent der Anteile an dem neuen Unternehmen halten, diesen aber in Zukunft womöglich bis auf 25 Prozent reduzieren. Siemens strukturiert sich also weiter um und will sich in Zukunft verstärkt auf seine digitalen Geschäfte fokussieren. Auch Kostensenkungen, die mit dem Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen, sind geplant. Über die Zukunft der Bahntechniksparte wurde noch nicht entschieden.

Zudem legte Siemens starke Quartalszahlen vor. Die Auftragslage liegt auf Rekordniveau und in den letzten Monaten konnte man das bereinigte operative Ergebnis im Industriegeschäft auf rund 2,40 Milliarden Euro steigern. Den Ausblick für das weitere Geschäftsjahr behielt Siemens bei. Der Umsatz soll weiter moderat steigern und das Unternehmen strebt einen Gewinn pro Aktie von 6,30 bis sieben Euro an.

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich ist Finanzjournalist und zertifizierter Technischer Analyst mit mehr als 15 Jahren Erfahrung auf den Kapitalmärkten. Auf AskTraders ist er als leitender Redakteur für die deutschsprachige Redaktion verantwortlich.