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Was funktioniert eigentlich Short Trading?


Vince Burgstaller

Question

Hi,

ich hatte ja bereits wegen der Gamestop Aktie mal was gefragt. Da ging es dann um das Short Trading, dass deswegen die Aktie gestiegen wäre. Kann das mal bitte jemand erklären, wie das so im Hintergrund funktioniert? Also ich weiß schon, dass man da auf fallende Kurse spekuliert. Aber wie funktioniert das in der Praxis? Danke euch!

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3 answers to this question

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Hallo Vince,

 

Es gibt zwei Varianten des Short Tradings. Einmal das Short Trading mit CFDs. Hier spekulierst du auf fallende Kurse des Basiswertes, ohne den Basiswert wirklich direkt zu handeln. Im CFD Handel schließt du nämlich nur mit dem Broker einen Vertrag über die Kursdifferenz ab.

Du handelst sozusagen nur die Kursdifferenz. Der Broker im Hintergrund setzt deinen Trade - mal ganz vereinfacht ausgedrückt - gegen einen anderen Long Trade eines anderen Kunden gegenüber. 

Also beispielsweise spekulierst du mit 500 Euro auf fallende Kurse bei Aktie A. Ein anderer Kunde des Brokers spekuliert mit 500 Euro auf steigende Kurse derselben Aktie. Der Broker ist dadurch safe. Egal wie sich die Aktie entwickelt, der CFD Broker selbst hat hier kein Risiko. Der Spread ist der Gewinn des Brokers.

Überschüssige Positionen  auf der Long oder Short Seite, denn es kommt ja so gut wie nie vor, dass das Verhältnis der eigenen Kunden immer ausgeglichen ist, leitet der Broker entweder an den Markt weiter und sichert sich dort ab oder er nimmt es aufs eigene Risiko.

Das Short Trading direkt mit Aktien funktioniert dagegen ein wenig anders. Also wie im Beispiel der Gamestop Aktie.

Stell dir vor, du rechnest, dass Aktie A, die heute 100 Euro kostet, in nicht allzu ferner Zukunft nur noch 50 Euro kosten wird, also deutlich fällt. Du kannst die Aktien heute bereits verkaufen zu 100 Euro. Nun ist es aber so, dass man Aktien auch liefern muss. Der Käufer will die Aktien schließlich auch in seinem Depot haben.

Da du die aber nicht hast - und ja auch nicht wirklich haben willst - leihst du dir die Aktien von jemandem anderen. Gleichzeitig versprichst du demjenigen, diese Aktien später wieder zurückzugeben.

Dafür bekommt derjenige auch eine Gebühr, und zwar in Form von Zinsen, die täglich berechnet werden. Das kann je nach Aktie auch nur ein ganz kleiner Betrag sein.

Später fällt die Aktie tatsächlich auf 50 Euro. Dann kaufst du die Aktien zu 50 Euro und gibst sie dem Verleihenden wieder zurück. 

Damit hast du 50 Euro Gewinn je Aktie gemacht, abzüglich der Zinskosten.

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Jetzt muss man natürlich noch folgendes Szenario berücksichtigen:

Stell dir vor, die Aktien fallen nicht, wie erwartet, sondern sie steigen. Nun ist es so, dass du, wenn du Aktien “leer verkaufst”, so heißt Short Trading auch, beim Broker eine Margin, also eine Sicherheitsleistung hinterlegen musst.

Denn es ist nämlich so, dass der Verleiher der Aktien, diese jederzeit zurückfordern kann! Er kann die Aktien jederzeit weiterhin verkaufen. Du kannst also nicht sagen, ich leihe dir die Aktien fix für 3 Monate. 

Und um einerseits dieses Risiko zu berücksichtigen, dass der Verleiher die Aktien wieder zurückhaben will und andererseits, dass deine Spekulation nicht aufgeht, musst du eine Sicherheitsleistung hinterlegen, die Margin.

Denn früher oder später MUSST du die Aktien zurückgeben. Da du die aber anfänglich schon verkauft hast an jemanden, musst du die früher oder später selber auch kaufen.

Jetzt kam bei der Gamestop Aktie dieses Szenario zum Tragen:

Einerseits stieg der Kurs der Aktie durch ein großes Kaufinteresse. Gleichzeitig verboten die Käufer ihrem Broker diese Aktien zu verleihen. Das kann man selbstverständlich machen, die Aktien gehören einem ja. Dadurch trocknete der Markt an Gamestop Aktien, die man leihen konnte gewissermaßen aus.

Nun sahen die Hedgefonds, die Short in der Aktie waren, Probleme auf sich zukommen. 

Diejenigen, die die Aktie ursprünglich verliehen haben, sahen nun, dass der Kurs enorm stieg. Was würdest du jetzt machen? Vermutlich würdest du jetzt deine Aktien wieder zurückhaben wollen und den Gewinn einstreichen. Und genau, das machten natürlich viele Anleger, die vor einiger Zeit bei niedrigen Kursen gekauft hatten.

Nun mussten die Hedgefonds die Aktien wieder zurückgeben. Deswegen mussten sie die Aktien selbst auch am Markt kaufen, aber zu was für Preisen! Das führte zu einer weiteren Nachfrage. Man nennt sowas auch “Short Squeeze”, als ein Auspressen derjenigen, die Short sind.

Einige hatten die Aktie vielleicht zu 15 oder 20 Dollar verkauft und mussten sie nun zu 200 $ zurückkaufen. Ein enormes Verlustgeschäft!

Und genau das sind auch die Risiken des Leerverkaufs oder Short Tradings.

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Es kann sogar passieren, dass in Summe gesehen, mehr Aktien verlieren sind, als überhaupt am Markt verfügbar sind. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass 120 Prozent aller sich im Umlauf befindlichen Aktien verliehen sind.

Auf den ersten Blick mag das zwar gar nicht möglich sein. Allerdings geht das eben dann, wenn man sich Aktien leiht und diese wieder verkauft. Und dann leiht man sich, nur bildlich gesprochen, die gleichen Aktien wieder vom neuen Käufer. Im Anschluss werden diese dann wieder verkauft.

Ein Beispiel: Anleger A leiht sich von Anleger B 100 Aktien. Anleger A verkauft diese 100 Aktien an Anleger C. Nun leiht er sich dieselben Aktien von Anleger C wieder zurück und er verkauft sie an Anleger D.

Frage: wie viele Aktien muss Anleger wieder zurückgeben? Er muss 200 Aktien wieder zurückgeben. Allerdings hat er lediglich immer nur 100 Aktien gehandelt. Du siehst also, man kann mehr Aktien verleihen, als am freien Markt verfügbar sind.

Natürlich war das ein sehr einfaches und simples Beispiel. Allerdings ist es eben in der Praxis sehr schwer nachzuvollziehen wie viele und wer von wem Aktien geliehen hat. Da müsste man sonst alles ganz akribisch nachverfolgen, was einen unheimlichen bürokratischen Aufwand bedeuten würde.

Das Problem, welches nun entsteht, ist, wenn der Aktienkurs anfängt zu steigen, und die Leerverkäufer sich nun wieder eindecken müssen es nicht genügend Aktien gibt. Das wiederum führt dazu, dass der Kurs noch weiter in die Höhe geht. Fachleute sprechen hier von einem sogenannten Short-Squeeze.

So risikobehaftet das Short Selling jetzt vielleicht klingen mag, es hat dennoch seine Berechtigung. Denn auf einem freien Markt ist es ganz wichtig, dass man nicht nur ein Unternehmen kaufen bzw. nicht nur auf steigende Kurse spekulieren kann, sondern auch auf fallende Kurse. Das ist vor allem bei Unternehmen wichtig, bei denen man sich klar ist, dass diese keine Zukunft haben. Short Selling ist also ein wichtiger Faktor bei der Preisgestaltung. Ansonsten würden in der Regel immer zu hohe Preise für Unternehmen gezahlt werden. Das Short Selling an sich ist also keineswegs schlecht oder böse.

Solche “Auswüchse” wie bei der GameStop Aktie, kommen immer wieder vor. Im Allgemeinen sind das jedoch Ausnahmen. Das klassische Short-Selling ist keinesfalls schlecht und hat, wie bereits erwähnt, absolut seine Berechtigung.

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