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Die Dow Theorie

Richard Cox trader
Updated 6 Jan 2023

Die Dow Theorie geht auf Charles Dow zurück, der auch als Namensgeber des US-Leitindexes Dow Jones bekannt ist. Dow entwickelte ein theoretisches Modell zu steigenden und fallenden Märkten. 1884 veröffentlichte Dow seinen ersten Aktienindex mit insgesamt elf Aktien. Später kamen weitere Indizes hinzu. Zudem veröffentlichte er im Wall Street Journal, das er auch mitbegründet hat, eine Artikelserie über das Verhalten des Aktienmarktes. Auf diesen Texten basiert die Entwicklung der technischen Analyse. Auf der Basis der technischen Analyse versuchen seit den 1980er Jahren auch Privatanleger, Kaufentscheidungen zu treffen. Dabei beziehen sie sich ausschließlich auf historische Kursverläufe.


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Begründer Charles Dow

Der Wirtschaftswissenschaftler und Journalist Charles Dow stammte aus Sterling (Connecticut) und wurde 1851 geboren. 1882 gründete er mit Edward Jones die Nachrichtenagentur Dow Jones & Company, die einen Börsenbrief mit dem Namen Customers‘ Afternoon Letter herausgab, aus dem später das Wall Street Journal hervorging. Schon zuvor gab er während seiner Arbeit bei der Kiernan News Agency in New York Börsennachrichten für Banken und Maklerbüros heraus.

Der erste von Charles Dow entwickelte Index, der Dow Jones Railroad Average, umfasste neun Eisenbahnunternehmen und zwei Industrieunternehmen. Daraus ging später der Dow Jones Transportation Average hervor. Damals war die Eisenbahnbranche eine besonders stark aufblühende Industrie. Der Index wurde seit dem 3. Juli 1884 im Customers´ Afternoon Letter veröffentlicht.

Seinen ersten Index berechnete er auf der Grundlage der Schlusskurse dieser elf Aktien. Dow sah den Verlauf dieses Durchschnitts als einen sinnvollen Indikator für die aktuelle Situation der amerikanischen Wirtschaft. Ein Jahr später entwickelt sich daraus ein neuer Index, der bereits 14 Aktien – zwölf Eisenbahnaktien und zwei Industrieaktien – umfasste. 13 Jahre später teilte er diesen Index in zwei auf. Ein Index für die Industrie und ein Index für die Bereich Eisenbahn und Transportwesen entstand. Dies spiegelten aus seiner Sicht die Industrie noch besser wider.

Dow Theorie

Grundlage für Dow Jones

1896 entstand so der bis heute bekannte Dow Jones Industrial Average. Dieser umfasste damals die zwölf wichtigsten Akten der New York Stock Exchange. Dow addierte deren Kurse und teilte die Gesamtsumme durch zwölf. Der Punktestand begann am 26. Mai 1896 mit 40,94 Punkten. Von 1899 bis 1902 veröffentlichte Dow Editorials, in denen er Tag für Tag versuchte, tägliche Kursveränderungen einem langfristigen Trend zuzuordnen. Diese Erkenntnisse gingen später in die Label Dow Theorie ein und wurden so zur Basis der heute bekannten technischen Analyse.

1928, über 25 Jahre nach seinem Tod, ging daraus auf Initiative des Wall Street Journals der Dow Jones Industrial Index hervor. Dieser umfasste bald 30 Werte und ist heute wohl der wichtigste Aktienindex der Welt. Auf der Grundlage der Ansätze von Charles Dow entstanden zahlreiche Bücher. 1903 schrieb S.A. Nelson in seinem Buch „The ABC of Stock speculation“ erstmals von der „Dow Theorie“. So entwickelten nach und nach die Grundprinzipien der technischen Analyse. Die wohl wichtigste Annahme besteht darin, dass alle wichtigen Informationen bereits im Kursverlauf enthalten sind.

Alle wichtigen Informationen im Kurs enthalten

Die wohl wichtigste Grundlage der technischen Analyse und der Dow Theorie besagt damit, dass beispielsweise Informationen zu

  • Einschätzungen von Marktteilnehmern
  • unvorhersehbare Ereignisse
  • Informationen rund um ein Unternehmen

bereits im Kursverlauf integriert sind. Anleger, die nach der Dow Theorie bzw. der technischen Analyse handeln, müssen daher nicht mehr aufwändig Unternehmensbilanzen und wirtschaftliche Daten studieren und auswerten, wie es bei der Fundamentalanalyse der Fall ist. Viele Trader verbinden dennoch beide Ansätze. Alle Faktoren, die sich auf Angebot und Nachfrage auswirken, spiegeln sich in Aktienkursen wider. Damit sich auch psychologische Faktoren und Prognosen zum Anlageverhalten schon Teil des Kurses. All dieser Daten und Kursverläufen werden heute in der Regel in Charts angezeigt.

Zudem geht die Dow Theorie davon aus, dass es insgesamt drei Arten von Trends gibt:

  • Primärtrends
  • Sekundärtrends und
  • Tertiärtrends.

Der primäre Trend ist der langfristige Trend, der in mehrere sekundäre (mittelfristige) Trends eingeteilt werden kann. Dazu kommen untergeordnete, also tertiäre Trends.

Dow Theorie

Ein Trend nach Dow ist eine Serie an steigenden relativen Hochpunkten bzw. fallenden Tiefpunkten. Bei einem Aufwärtstrend liegt jedes neue Hoch höher als das vorangegangene Hoch. Neue Tiefstwerte liegen ebenfalls höhere als das Tief zuvor. Der Primärtrend, der mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte andauern kann, wird dabei immer wieder durch Sekundärtrends, die sich oft in die Gegenrichtung entwickeln, unterbrochen. Dies sind sogenannte Korrekturen. Dazu kommen weitere kleinere und oft nur wenige Tage oder Wochen andauernde kleinere Kursbewegungen, die sogenannten Tertiärtrends. Diese sind oftmals für den langfristigen Trend von untergeordneter Bedeutung.

Trader stehen im Rahmen der Chartanalyse vor allem vor der Aufgabe, den langfristigen Trend richtig zu erkennen. So sind sie besser auf Kurskorrekturen vorbereitet und können diese sinnvoll handeln. Meist gelingt dies bei primären Aufwärtstrends leichter, als bei primären Abwärtstrends. Die Kursbewegungen werden in der Regel in Charts dargestellt, in dem die Hochs und Tiefs miteinander verbunden werden und so eine Trendlinie ergeben. Der primäre Trend zeigt an, in welche Richtung sich eine Aktie grundsätzlich entwickelt. Der tertiäre Trend, den Dow als eher unbedeutend ansah, entspricht kleinsten Veränderungen.

Dow beschrieb Trends zudem als dreiphasig:

  • Akkumulation
  • öffentliche Beteiligung
  • Distribution

Diese drei Phasen beschreiben einen Bullenmarkt nach Charles Dow, also eine Marktphase, die durch steigende Kurse gekennzeichnet ist. In der Akkumulationsphase investieren gut informierte Investoren in günstige Aktien. Dies kann zum Beispiel am Ende eines wirtschaftlichen Abschwungs geschehen, wenn der Markt sich gerade wieder zum Positiven entwickelt hat. Danach folgt eine Phase der öffentlichen Beteiligung, in der die Nachrichtenlage wieder besser aussieht und weitere Anleger steigen in den Markt ein. Der Aufschwung beginnt und insbesondere Investoren, die sich für Trendfolgen interessieren, steigen in den Markt ein.

In der Phase der Distribution schwenkt die Stimmung dann in Euphorie um. Die Öffentlichkeit interessiert sich zunehmend für die Entwicklungen an den Märkten. Diese Phase ist von einem sehr starken Wirtschaftswachstum, hohen Gewinnmargen und ähnlichen Erfolgen gekennzeichnet. Investoren, die zum Ende des Abschwungs hin Aktien gekauft haben, können nun mit deutlichen Gewinnen aus ihren Anlagen aussteigen. Auch vorausschauende Investoren, die bereits von einem Abschwächen des Marktes ausgehen, steigen nun nach und nach aus ihren Anlagen aus.

Dow Theorie

Indizes müssen sich bestätigen

Dow ging davon aus, dass kein Bären- oder Bullenmarkt ausgerufen werden sollte, wenn nicht beide seiner aufgestellten Indizes zur Industrie und der Eisenbahnbranche die gleichen Signale zeigen. Beide Indizes, also ursprünglich der Dow Jones Industrial Average und der Dow Jones Transportation Average müssen also einen Auf- bzw. Abwärtstrend anzeigen. Dies muss zwar nicht gleichzeitig der Fall sein, aber doch innerhalb kurzer Zeit.

Zudem muss das Volumen den Trend bestätigen. Der Umsatz muss sich also ebenfalls in Richtung des Trends entwickeln. Steigt der primäre Trend, so sollten bei steigenden Kursen auch die Umsätze steigen und umgekehrt. Der Umsatz sollte sich damit immer entsprechend der Trendstärke des Primärtrends entwickeln. Ist dies nicht der Fall, sollten Anleger den Trend hinterfragen. Dow sah das Volumen zwar als sekundären Indikator, er ließ ihn bei seinen Überlegungen aber dennoch nicht außer Acht.

Aus Sicht Dows gilt ein Trend immer bis zu seiner definitiven Umkehr. Die Dow Theorie bezieht sich hier auf das Trägheitsphänomen in der Physik. Dow ging davon aus, dass ein Trend immer so lange weitergeht, bis es in der Tat zu einer Trendwende kommt.

Dow bezog sich ausschließlich auf Schlusskurse. Schwankungen innerhalb eines Tages spielten für ihn eine eher untergeordnete Rolle, denn er sah den Schlusskurs als das Ergebnis des Handelstages. Daher können aus seiner Sicht nur Schlusskurse Signale generieren. Allerdings wollte Dow nie Kurse vorhersagen, sein Fokus lag auf der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung. Für ihn war die Börse daher schon früh eine Art wirtschaftlicher Frühindikator. Bis heute ist es so, dass sich wirtschaftliche Entwicklungen oft zuerst an der Börse zeigen und erst später auf die Realwirtschaft übergehen.

Insbesondere für Trendfolge-Strategien ist die Dow Theorie eine gute Grundlage. Hier sollten Trader insbesondere die 200-Tage-Linie beachten, denn diese hat sich als wichtiger Indikator für langfristige Trend etabliert. Trader versuchen im Rahmen ihrer Strategie mit der Hilfe von Charts Trends zu erkennen und zu einem strategisch günstigen Punkt in den Handel einzusteigen. Beim Erkennen von interessanten Einstiegszeitpunkten helfen Charts und Indikatoren. Meist ist insbesondere für Anfänger der Handel mit Aufwärtstrends einfacher. Erfahrene Trader finden sich aber auch bei Abwärtstrends gut zurecht und können auf diese beispielsweise mit Short-Postitionen über CFDs reagieren.

Dow Theorie

Charles Dow ist nicht nur als einer der beiden Namensgeber des US-Leitindexes bekannt, sondern auf seinen Erkenntnissen beruht bis heute die technische Analyse. Dow gab unter anderen einen Börsenbrief heraus, aus dem später das Wall Street Journal hervorging. Zudem stellte er 1884 einen ersten Index aus zunächst elf Aktien auf. Für ihn spielten vor allem die Schlusskurse eine wichtige Rolle, die er als das Ergebnis des Handelstages ansah.

Seine Dow Theorie gründet sich unter anderem auf die Annahme, dass es drei Arten von Trends gibt: langfristige, mittelfristige und kurzfristige Trends. Ein langfristiger Trend wird immer wieder von kleineren Korrekturen unterbrochen. Die kurzfristigen Trends spielten für Dow nur eine untergeordnete Rolle, da sie meist nur einige Tage oder Wochen andauern. Zudem entwickeln sich Trends immer in drei Phasen. Heute helfen Charts und Indikatoren Trader, Trends zu erkennen. Ein Hauptaugenmerk gilt dabei den langfristigen Trends, die Trader im Idealfall korrekt erkennen sollten.

Bilderquelle:

  • shutterstock.com
Richard verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung an den Finanzmärkten. Seine Artikel werden zudem bei CNBC, NASDAQ, Economy Watch, Motley Fool und Wired Magazine veröffentlicht.