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Das Trading-Tagebuch: Wie Sie wirklich traden lernen

Christian Habeck trader
Updated 27 Jan 2023

Ein Trading-Journal oder Trading-Tagebuch ist elementar für die Weiterentwicklung eines Traders und seiner Strategie. Es ermöglicht, Schwächen systematisch zu entdecken und motiviert den Trader dazu, seine Strategie diszipliniert umzusetzen. Dadurch kann er nicht nur aus den eigenen Fehlern lernen, weil diese gerade in der Retrospektive klarer werden. Zugleich kann er seine Strategie stetig verbessern und so den Erfolg beim Trading erhöhen.

Wir sagen Ihnen, worauf Sie beim Führen eines Trading-Journals achten sollten und wie sie es schaffen, möglichst aussagekräftige Schlüsse aus dem Tradingtagebuch zu ziehen.

  • Tagebuch ermöglicht Entdecken von Optimierungsbedarf
  • Erhöht Disziplin beim Trading
  • Macht Fehler und Erfolge nachvollziehbar
  • Auswerten der Daten: Fehler vermeiden!

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Trading-Tagebuch hilft, die Strategie zu optimieren

Ein Trading-Journal hat den großen Vorteil, dass sie die Strategie und ihren Erfolg nachvollziehbar machen. Nur dadurch ist es letztlich auch möglich, Verbesserungen vorzunehmen. Viele Trader, die kein Tagebuch über das Trading führen, kommen früher oder später an einen Punkt, an dem sie feststellen, dass ihre Strategie bislang nicht aufgegangen ist.

Es ist jedoch unmöglich im Nachhinein ohne die entsprechenden Daten herauszufinden, wo die Probleme tatsächlich lagen. Und auch für die Optimierung während des laufenden Tradings ist ein Journal wesentlich: Es macht nachvollziehbar, welchen Grund der ausbleibende Erfolg tatsächlich haben könnte. So gibt es eine ganze Reihe an Gründen, die dazu führen, dass ein Trader nicht gewinnbringend handelt. Die häufigsten sind:

  • Keine zuverlässigen Ein- oder Ausstiegssignale
  • Gewinn nicht lang genug laufen lassen oder Verluste zu groß werden lassen
  • Overtrading nach Verlusten oder größeren Gewinnen
  • Fehleinschätzungen des Marktes

Wer sich in diesem Bereich nur auf sein Bauchgefühl verlässt, kann keine zuverlässigen Aussagen treffen. Wer beispielsweise bei einem Trade feststellt, dass er die Position zu früh geschlossen hat und er seinen Gewinn noch hätte verdoppeln können, sieht dieses Problem oft fast bei jedem Trade und ändert dann seine Strategie. Allerdings kann es sein, dass die statistischen Werte diese These überhaupt nicht stützen. Ein Trading-Journal kann sie hingegen mit vergangenen Werten belegen oder widerlegen.

Trading Journal

Welche Daten müssen in Ihr Trading-Journal?

Wohl jeder Trader hat seine eigenen Vorstellungen davon, welche Daten für ihre Tagebuch unbedingt erforderlich sind und welche nicht. Dementsprechend ist es nicht zuletzt eine Frage der eigenen Vorlieben und Herangehensweisen. Die große Herausforderung ist, dass das Führen eines Trading-Journals natürlich umso mehr Zeit kostet, je mehr Daten ein Trader erheben möchte.

Dementsprechend müssen sich Trader zwangsläufig beschränken. Viele Handelsplattformen geben mögliche Daten im Rahmen eines Trading-Tagebuchs vor, die jedoch noch durch weitere Faktoren ergänzt werden sollten.

Besonders sinnvoll ist es, wenn der Chartverlauf gemeinsam mit den Angaben über die Trades gespeichert werden kann. Im Optimalfall sogar mit einem zumindest kurzen Zeitraum davor und danach. Sollte der Trader Thesen aufstellen, wie er seine Trades verbessern kann, lassen sich die Annahmen natürlich deutlich leichter überprüfen, wenn die Charts direkt vorhanden sind. Es ist jedoch auch möglich, die Charts anhand des Eröffnungszeitpunktes und Kurses auch später noch abzurufen. Es ist zudem möglich, die Trades direkt mit einer Einschätzung zu versehen, die in der Folge helfen könnte. Möglichkeiten wären beispielsweise, ob der Einstiegszeitpunkt deutlich zu spät oder zu früh war, welche Indikatoren falsch positiv reagierten und ob der Verlust oder Gewinn bei einem späteren Ausstiegszeitpunkt deutlich höhere gewesen wäre.

Auf diese Weise lassen sich Schwächen deutlich schneller herausfiltern als bei einer bloßen Betrachtung von Gewinn und Verlust und deren Höhe. Es ist wichtig, dass Trader die wesentlichen Eckpunkte festhalten:

  • Basiswert
  • Ein- und Ausstiegszeitpunkt sowie Kurse
  • Gewinn/Verlust absolut und prozentual

Psyche mit Trading-Tagebuch besser kontrollieren

Ein wichtiger Faktor, der von vielen Einsteigern unterschätzt wird, sind die Emotionen beim Trading. Sie beeinflussten Trader oft deutlich stärker, als sie eigentlich vermuten würden. Deswegen kann es sehr sinnvoll sein, auch Emotionen vor, während und nach dem Trade festzuhalten. Diese sollte der Trader allerdings standardisieren, um die Daten auch auswerten zu können.

So sollte der Trader für jeden Trade festhalten, ob er sich bei der Eröffnung hoffnungsvoll, ängstlich, ärgerlich oder fröhlich gefühlt hat. Dabei ist die tatsächliche Ausprägung oft nicht allzu wichtig, zumal viele Trader auch nicht völlig offen mit sich selbst sind, was ihre Gefühle angeht. Es kann jedoch sinnvoll sein in „etwas“ und „sehr“ zu unterscheiden.

Für Trader ist es im Anschluss sehr leicht herauszufinden, wie sich die Emotionen auf den Erfolg beim Trading auswirken lassen. Es ist dann komfortabel möglich, beispielsweise alle Trades herauszufiltern, in denen der Trader „etwas ärgerlich“ war und den Erfolg dabei zu ermitteln. Daran lässt sich dann leicht ablesen, ob die entsprechende Emotion eher dazu führt, dass das Trading erfolgreicher wird, oder ob es möglicherweise schädlich ist, mit bestimmten Emotionen weiter zu handeln.

Das Vorgehen hat zwei verschiedene Effekte: Trader erkennen nicht nur, wie sich ihre Emotionen auf den Tradingserfolg auswirken. Sie werden diesbezüglich zudem deutlich aufmerksamer und nehmen Gefahr dadurch schneller wahr.

Ein weiterer wichtiger psychologischer Faktor des Trading-Tagebuchs ist die kontrollierende Funktion. Trader müssen sich an ihre Strategie halten, um die Aussagekraft der erhobenen Daten nicht zu gefährden und handeln deswegen oftmals disziplinierter.

Tradingtagebuch

Daten auswerten: Die große Herausforderung

Ein Trading Journal ist erst die halbe Arbeit: Der wichtigste Schritt ist es, die Daten so auszuwerten, dass die Strategie damit auch verbessert werden kann. So kann er schnell Optimierungspotenzial finden und die Datenerhebung auch entsprechend gewinnbringend nutzen. Dadurch, dass seine Daten möglichst umfangreich und detailliert sind, kann er schnell Statistiken aus unterschiedlichen Merkmalen erstellen und so relativ einfach entdecken, wo seine Strategie verbessert werden kann.

Dabei gibt es verschiedene Herausforderungen und es grundsätzlich sinnvoll, dass ein Trader sich dafür im Vorfeld mit den Grundlagen der Statistik auseinandersetzt.

Es ist vor allem wichtig, dass Trader wissen, wie eine Beobachtung tatsächlich mit Daten gestützt werden kann und wie begrenzt die Aussagekraft von wenigen Daten sein kann. Wer seine Strategie auf den Kopf stellt, muss so viele Datenpunkte analysieren können, dass eine statistische Signifikanz besteht. Entsprechend viele Trades sind oftmals notwendig, bevor ein Trader daraus verlässliche Schlüsse ziehen kann.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind Korrelation und Kausalität. Eine hohe Korrelation bedeutet nicht zwangsweise, dass auch eine Kausalität besteht. Auch wenn eine bestimmte Schlussfolgerung auf Grundlage der Daten plausibel erscheint, heißt es nicht, dass eine Änderung tatsächlich dazu führen muss, dass das Trading erfolgreicher wird. Entsprechend vorsichtig müssen Trader sein. Alle Thesen müssen hinterfragt werden. Sollten sich Änderungen nicht als zielführend erweisen, verbirgt sich das tatsächliche Problem mit großer Wahrscheinlichkeit an einer anderen Stelle.

Daten auswerten und Trading optimieren: Backtest nutzen

Es besteht ein gewisses Risiko, dass die Änderungen, die durch das Trading Journal naheliegend erscheinen, nicht diejenigen sind, die die Strategie tatsächlich verbessern. Die Daten können oft zu Fehlschlüssen verleiten.

Deswegen sollten Trader Anpassungen bei ihrer Strategie erst einmal in einer sicheren Testumgebung vornehmen. Wenn die Strategie alle wesentlichen Merkmale festgelegt hat und somit auch automatisiert ablaufen könnte, ist ein solcher Test sehr einfach durchführbar.

Trader können in einigen professionellen Handelsplattformen sogenannte „Backtests“ durchführen. Sie ermöglichen es, die neue Strategie anhand von alten Kursverläufen zu überprüfen. Gerade dann, wenn dies automatisiert geschieht, erhält der Trader in sehr kurzer Zeit eine große Menge an Daten und kann dann ableiten, ob die veränderte Strategie erfolgreicher gewesen wäre als die derzeitige. Diese sollte optimalerweise natürlich im gleichen Zeitraum mit den gleichen Daten getestet werden, um einen aussagekräftigen Vergleich anstellen zu können.

Dabei müssen Trader trotzdem beachten, dass die Aussagekraft von Backtests immer auch etwas eingeschränkt ist. Es handelt sich um Tests, die auf vergangenen Kursen basieren, nicht auf Prognosen. Deswegen müssen auch diese Backtests auf verschiedene Merkmale analysiert werden, um keine Fehlschlüsse zu ziehen. So kann auch die Marktsituation über Misserfolg und Erfolg entscheiden und muss deswegen bei der Analyse beachtet werden.

Da es vergleichsweise aufwändig sein kann, die Strategien per Backtest zu analysieren, kann es bei mehreren Ideen zur Verbesserung sinnvoll sein, erst einmal nur kleinere Tests über wenige Tage durchlaufen zu lassen. Gerade dann sind allerdings die Marktphasen im Analysezeitraum sehr wichtig für die Aussagekraft.

Trading Tagebuch Download

Fazit: Trading-Tagebuch als unverzichtbares Hilfsmittel

Ein Trading-Tagebuch hilft Tradern auf unterschiedliche Weise: Zum einen mahnt es den Trader dauerhaft zum disziplinierten Umsetzen seiner Strategie, zum anderen ist es die wichtigste Grundlage, um Schwächen zu entdecken und zu optimieren. Das macht es für die meisten Trader, die systematisch handeln, nahezu unverzichtbar.

Das Anlegen und Führen eines Trading Journals hält allerdings auch einige Herausforderungen für den Trader bereit. So ist es im Alltag sehr wichtig, dass die Datenerhebung nicht zu umfangreich wird und das Führen des Trading Journals somit zu viel Zeit kostet. Auf der anderen Seite müssen die Daten ausführlich genug sein, um Schwächen identifizieren zu können. Diese Gratwanderung ist nicht leicht und gerade Einsteiger sollten sich deswegen erst einmal an Empfehlungen orientieren und später Werte streichen oder hinzunehmen, die für ihren Trading-Stil wichtig sind.

Ein weiteres Problem kann zudem sein, dass Trader die Daten nicht oder falsch auswerten. Es ist wichtig, genügend Daten zu erheben, um aussagekräftige Hinweise zu erhalten. Außerdem müssen Trader darauf achten, dass sie nicht Kausalität und Korrelation verwechseln.

Vor jeder Änderung der Strategie sollten diese deswegen ohne Risiko im Rahmen des Backtestings überprüft werden. Auf diese Weise können Trader Fehlschlüssel schneller identifizieren und gehen kein unnötiges finanzielles Risiko beim Testen ein.

Christian (Habeck) hat mehr als 20 Jahre Erfahrung auf den Finanzmärkten und handelt nach wie vor aktiv an der Börse. Seine Leidenschaft hat er vor neun Jahren zum Nebenberuf gemacht.