Die Aktie der BayWa AG (BYW.DE) verzeichnete heute einen Kursanstieg von fast 7%, da der Markt positiv auf die laufenden Restrukturierungsbemühungen des Münchner Agrarkonzerns reagiert. Zuletzt fand die Aktie Unterstützung bei der Marke von 19 €. Die bevorstehende Hauptversammlung am 26. August rückt in den Fokus, während das Unternehmen seine Strategie zur Schuldenreduktion und operativen Neuausrichtung vorantreibt.
Die tiefgreifende Restrukturierung hinterlässt deutliche Spuren in den Halbjahresergebnissen. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 17% auf 6,9 Milliarden Euro, wie BayWa am Dienstag mitteilte. Das operative Ergebnis (EBITDA) halbierte sich nahezu auf 65,7 Millionen Euro, verglichen mit 116,2 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Nettoverlust vergrößerte sich auf 527,8 Millionen Euro, gegenüber 424,3 Millionen Euro im Vorjahr. Diese Entwicklung ist primär auf Zinszahlungen für die Schuldenlast von fast 6 Milliarden Euro und die Kosten der Restrukturierung zurückzuführen, die bis 2028 die Schuldenfreiheit des Unternehmens zum Ziel hat.
Geschäftspartner, hauptsächlich Landwirte, zeigten aufgrund der Umstrukturierung in fast allen Geschäftsbereichen Zurückhaltung, was die Umsatzzahlen belastete. Fallende Preise für Agrarprodukte verstärkten den Druck zusätzlich und schmälerten die Gewinne.
Die Tochtergesellschaft für erneuerbare Energien, BayWa r.e., arbeitete weiterhin mit Verlust, da das Geschäft mit der Entwicklung und dem Verkauf von Wind- und Solarparks schleppend verlief. Für das zweite Halbjahr erwartet BayWa niedrigere Zinsaufwendungen, nachdem bereits zwei Tochtergesellschaften, darunter der Getreidehändler Cefetra, veräußert wurden.
In den verbleibenden Geschäftsbereichen rechnet BayWa weiterhin mit einer deutlichen Verbesserung des EBITDA für das Gesamtjahr. Die Bereiche Agrar und Technik sowie das Fruchthandelsgeschäft der neuseeländischen Tochtergesellschaft T&G Global entwickelten sich im Frühjahr besser als erwartet.
Letztere profitiert von überdurchschnittlichen Preisen. Kostensenkungsmaßnahmen im Agrarbereich greifen, so dass hier eher mit einem deutlichen Anstieg des EBITDA als mit einem Rückgang gerechnet wird.
Die Führungsebene der BayWa hat im Zuge der Restrukturierung ebenfalls Veränderungen erfahren. Bereits im Oktober 2024 wurde bekannt, dass CEO Marcus Pöllinger das Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen verlassen wird und CFO Andreas Helber Ende März 2025 ausscheidet.
Michael Baur, ein Experte für finanzielle und operative Restrukturierung, wurde zum Chief Restructuring Officer (CRO) ernannt und in den Vorstand berufen, um die Stabilisierung und Transformation des Unternehmens voranzutreiben.
Der Restrukturierungsplan wurde im Mai 2025 mit den erforderlichen Mehrheiten angenommen, darunter eine Zustimmung von 93,29% der Finanzgläubiger. Der Plan sieht eine Verlängerung der Finanzierung bis Ende 2028 und eine Kapitalerhöhung von bis zu rund 201,6 Millionen Euro zur Stärkung des Eigenkapitals vor. Das Amtsgericht München bestätigte den Restrukturierungsplan im Juni 2025 und schaffte damit Rechtssicherheit für die Transformationsinitiativen des Unternehmens.
Um die Abläufe zu rationalisieren und die Schulden zu reduzieren, hat BayWa mehrere Maßnahmen ergriffen: Der Abbau von rund 700 Arbeitsplätzen und erste Standortschließungen, insbesondere im Bereich Baustoffe, sollen eine effizientere Kostenstruktur schaffen.
Im Mai 2025 schloss BayWa den Verkauf ihrer Beteiligung an der österreichischen Raiffeisen Ware Austria AG (RWA AG) für 176 Millionen Euro ab, wodurch die Bankverbindlichkeiten des Konzerns um rund 500 Millionen Euro reduziert wurden.
Im Februar 2025 vereinbarte BayWa die Übertragung einer Mehrheitsbeteiligung an ihrer Tochtergesellschaft für erneuerbare Energien, BayWa r.e., an Energy Infrastructure Partners (EIP) durch eine Kapitalerhöhung. Dieser Schritt soll den zusätzlichen Kapital- und Garantiebedarf der Tochtergesellschaft von rund 435 Millionen Euro bis 2028 decken.
Nächsten Dienstag (26. August) wird der Vorstand auf der Hauptversammlung in München seinen Bericht vorlegen. Dabei wird auch zu thematisieren sein, dass BayWa nach dem letztjährigen Verlust von 1,6 Milliarden Euro ihr Grundkapital vollständig aufgebraucht hat.
Die beiden Großaktionäre haben jedoch bereits 125 Millionen Euro an frischem Kapital zugeschossen, weitere 75 Millionen Euro sollen im Oktober folgen; zu diesem Zeitpunkt können auch andere Aktionäre neue Aktien zeichnen. Die ehemalige Führungsriege unter dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz soll zunächst nicht entlastet werden. Eine von Lutz finanzierte Expansionsstrategie im Ausland hatte das Traditionsunternehmen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht.
Trotz der Herausforderungen zeigt die BayWa-Aktie Widerstandsfähigkeit. Die positive Kursbewegung spiegelt das Vertrauen des Marktes in die Restrukturierungsbemühungen und die zukünftigen Perspektiven des Unternehmens wider. Die kommende Hauptversammlung dürfte weitere Einblicke in die Fortschritte und die strategische Ausrichtung des Unternehmens geben.