Die Aktie des Walldorfer Softwarekonzerns SAP hat in den letzten Monat einen Kursrückgang von rund 5,7 % verzeichnet, und wird derzeit zu einem Kurs von 230,15 € gehandelt. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob sich bei diesem Niveau eine nachhaltige Unterstützung etabliert hat.
Die jüngste Kurskorrektur erfolgte trotz eigentlich positiver Nachrichtenlage. So präsentierte SAP im Juli 2025 starke Zahlen für das zweite Quartal. Der Free Cashflow stieg im Vergleich zum Vorjahr um beeindruckende 83 % auf 2,36 Milliarden Euro, während der operative Gewinn um rund 33 % auf 2,57 Milliarden Euro zulegte. Diese Ergebnisverbesserungen wurden vor allem auf Kostensenkungsmaßnahmen und den Abschluss eines Restrukturierungsprogramms zurückgeführt.
Dennoch hielt SAP an seiner Prognose für den operativen Gewinn im Gesamtjahr zwischen 10,3 und 10,6 Milliarden Euro fest, ohne die Guidance anzuheben. Diese vorsichtige Prognose enttäuschte einige Marktteilnehmer, die sich eine ambitioniertere Zielsetzung angesichts der guten Quartalszahlen erhofft hatten.
Dies führte zu einem Kursrückgang von 1,6 %, da Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit vom traditionellen Lizenzgeschäft und einer schwächeren Performance im Cloud-Segment aufkamen.
Positiv zu werten ist hingegen die Ankündigung von SAP im August 2025, rund 150 Millionen Euro in ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam, zu investieren. Das „SAP Labs Vietnam“ genannte Zentrum soll über einen Zeitraum von fünf Jahren aufgebaut werden und bis 2027 rund 500 Mitarbeiter beschäftigen. Dieser Schritt unterstreicht das Engagement von SAP, seine Präsenz im asiatisch-pazifischen Raum auszubauen und das Wachstumspotenzial der vietnamesischen Technologieindustrie zu nutzen.
Bereits im Januar 2024 hatte SAP ein unternehmensweites Restrukturierungsprogramm angekündigt, von dem 8.000 Arbeitsplätze betroffen waren. Ziel dieser Maßnahme war es, sich stärker auf das Wachstumsfeld der künstlichen Intelligenz (KI) zu konzentrieren.
Das Unternehmen investierte rund 2 Milliarden Dollar über zwei Jahre, um seine Mitarbeiter umzuschulen und ihnen den Übergang in neue Positionen zu erleichtern. Diese strategische Neuausrichtung führte zunächst zu einem deutlichen Kursanstieg der Aktie und erreichte ein Allzeithoch.
Darüber hinaus belasteten juristische Auseinandersetzungen und Compliance-Probleme das Image von SAP. Im Jahr 2024 stimmte SAP zu, 220 Millionen Dollar zu zahlen, um Verstöße gegen den Foreign Corrupt Practices Act in mehreren Ländern, darunter Südafrika, Indonesien und Aserbaidschan, beizulegen.
Das Unternehmen schloss eine dreijährige Vereinbarung über einen aufgeschobenen Strafverfolgungsverzicht und zahlte eine Strafzahlung von 118,8 Millionen Dollar sowie eine administrative Einziehung von 103,4 Millionen Dollar. Diese Einigung betraf Vorwürfe der Bestechung zur Erlangung von Regierungsaufträgen, was die Reputation von SAP beeinträchtigte und Bedenken hinsichtlich der Compliance-Praktiken aufwarf.
Analysten beobachten genau, ob die Aktie bei 230 Euro eine nachhaltige Unterstützung findet oder ob weitere Abwärtsrisiken bestehen. Die Reaktion der Märkte auf die genannten Entwicklungen wird entscheidend dafür sein, ob sich der Kurs stabilisieren kann. Es bleibt abzuwarten, ob die jüngste Erholung nur eine kurzfristige Reaktion ist oder den Beginn einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung darstellt.
