Die Aktien der Northern Data AG (ETR:NB2) haben seit Jahresbeginn einen dramatischen Wertverlust von 58,44% erlitten. Dieser massive Kurssturz wirft Fragen auf und verunsichert die Märkte. Was sind die Gründe für diese Entwicklung, und wie geht es weiter mit dem Spezialisten für High-Performance Computing (HPC) und Künstliche Intelligenz (KI)?
Derzeit notiert die Northern Data Aktie bei etwa 18,40 € pro Aktie. Ein Blick auf die historische Performance zeigt das Ausmaß des Rückgangs. Das 52-Wochen-Hoch lag am 3. Januar 2025 bei 54,00 €, während das 52-Wochen-Tief am 11. August 2025 bei 16,40 € erreicht wurde. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens beträgt derzeit rund 1,27 Milliarden Euro.
Obwohl es aktuell keinen bestätigten Termin für die nächste Gewinnbekanntgabe gibt, hatte das Unternehmen für das Gesamtjahr 2024 einen Umsatz von 200 bis 240 Millionen Euro und ein bereinigtes EBITDA von 50 bis 80 Millionen Euro prognostiziert. Für 2025 wird ein Umsatz von über 500 Millionen Euro erwartet, basierend auf dem Ausbau der Cloud- und KI-Angebote.
Trotz des Kurssturzes entwickelt sich das Unternehmen fundamental weiter. Es werden bedeutende Investitionen in KI, Cloud und Rechenzentren getätigt, darunter die Installation von NVIDIA GPUs und der Bau eines Flaggschiff-Rechenzentrums in Pittsburgh.
Analysten sehen das durchschnittliche Kursziel für 2026 jedoch weiterhin deutlich über dem aktuellen Niveau (Median 43,86 €, Durchschnitt 44,68 €). Dies deutet darauf hin, dass der Markt kurzfristige Risiken überbewertet oder die jüngste Kursentwicklung eine Überreaktion darstellt.
Zusätzlich belastend wirkte im August 2025 das Interesse der US-amerikanischen Videoplattform Rumble Inc. an einer Übernahme von Northern Data AG für rund 1 Milliarde Euro. Das Angebot sah 2,319 Rumble-Aktien für jede Northern Data-Aktie vor, was Northern Data mit etwa 15,69 € pro Aktie bewertete – rund 32 % unter dem damaligen Schlusskurs. Diese Bewertungsdifferenz dürfte zu Verunsicherung der Märkte und dem anschließenden Kursverfall beigetragen haben.
Im April 2025 aktualisierte Northern Data die Prognose für das Geschäftsjahr 2025 und prognostizierte einen Umsatz zwischen 240 und 320 Millionen Euro sowie ein bereinigtes EBITDA zwischen 80 und 130 Millionen Euro. Diese Revision war Teil einer umfassenderen Strategie zur Verbesserung der KI- und High-Performance-Computing (HPC)-Lösungen, insbesondere durch die Taiga Cloud-Division.
Trotz dieser Bemühungen verzeichnete das Unternehmen im ersten Halbjahr 2025 einen Nettoverlust von 164,6 Millionen Euro, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Verlust von 32,6 Millionen Euro im Vorjahr darstellt. Solche Finanzergebnisse dürften die Märkte verunsichert und die Aktienperformance beeinträchtigt haben.
Im Juni 2025 senkten Berenberg-Analysten das Kursziel für Northern Data-Aktien von 43,00 € auf 40,00 € und behielten die Bewertung „Buy“ bei. Diese Anpassung erfolgte aufgrund eines geänderten Bewertungsansatzes aufgrund des strategischen Interesses von US-amerikanischen Unternehmen an den Kerndivisionen Taiga Cloud und Ardent von Northern Data. Analysten-Herabstufungen können die Marktstimmung beeinflussen und potenziell zum Rückgang der Aktie beitragen.
Northern Data hat verschiedene strategische Optionen geprüft, darunter ein US-amerikanischer Börsengang für seine KI-Cloud-Computing- und Rechenzentrumseinheiten, die möglicherweise mit bis zu 16 Milliarden Dollar bewertet werden. Solche Schritte zielen zwar darauf ab, vom wachsenden KI-Markt zu profitieren, bergen aber auch Unsicherheiten, die die Aktienperformance beeinträchtigen können.
Während die meisten Analysten von einer Unterbewertung der Northern Data Aktie ausgehen, könnte dies eine trügerische Annahme sein. Die ambitionierten Umsatzziele des Unternehmens für 2025 sind zwar beeindruckend, aber ihre Realisierung ist keineswegs garantiert. Der Wettbewerb im KI- und HPC-Sektor verschärft sich ständig, und Northern Data muss sich gegen etablierte Branchengrößen behaupten.