Die Aktien der OMV AG, einem führenden österreichischen Öl-, Gas- und Chemieunternehmen, erlebten heute einen Kursrückgang, nachdem Berenberg die Aktie von „Buy“ auf „Hold“ herabgestuft hat. Die Entscheidung basiert auf einer Neubewertung nach der jüngsten Kursrallye der Aktie, die seit Jahresbeginn um beachtliche 29 % gestiegen war.
Die Berenberg-Analysten, angeführt von Henry Tarr, bestätigten zwar das Kursziel von 53 Euro, begründeten die Herabstufung jedoch mit Bewertungsbedenken. Als Reaktion auf diese Nachricht verzeichnete die OMV-Aktie einen Rückgang von 1,94 % am heutigen Tag. Die Entscheidung von Berenberg spiegelt eine vorsichtige Haltung wider, da der Markt die bisherige Performance der Aktie und die potenziellen zukünftigen Wachstumsaussichten neu bewertet.
Diese Entwicklung erfolgt inmitten einer Reihe strategischer Anpassungen und finanzieller Ergebnisse der OMV. Erst im Oktober gab das Unternehmen bekannt, seine jährlichen organischen Investitionsausgaben bis 2030 um 1 Milliarde Euro auf 2,8 Milliarden Euro pro Jahr zu senken. Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit der geplanten Entkonsolidierung von Borealis nach dem Zusammenschluss mit Borouge, der voraussichtlich Anfang 2026 abgeschlossen sein wird.
Darüber hinaus plant OMV, die Investitionen in das Geschäft mit Kraftstoffen und Energie in den nächsten vier Jahren um 1,5 Milliarden Euro zu reduzieren. Der Anteil der organischen Investitionen in nachhaltige Projekte wird von 40–50 % auf rund 30 % gesenkt, was auf Unsicherheiten im Bereich der erneuerbaren Energien zurückzuführen ist. Diese Anpassungen deuten auf eine strategische Neuausrichtung hin, die sich auf die Kernbereiche konzentriert und gleichzeitig die Investitionen in erneuerbare Energien angesichts der aktuellen Marktbedingungen vorsichtiger angeht.
Im dritten Quartal 2025 konnte OMV einen bereinigten operativen Gewinn von 1,262 Milliarden Euro ausweisen und damit die Analystenerwartungen von 1,17 Milliarden Euro übertreffen. Dieses Ergebnis wurde durch starke Ergebnisse im Bereich Kraftstoffe und Chemie getragen, wobei sich das Ergebnis der Chemiesparte im Vergleich zum Vorjahr um 64 % auf 222 Millionen Euro erhöhte. Der Konzernumsatz sank jedoch um 7 % auf 6,26 Milliarden Euro, was auf geringere Absatzmengen in Teilen des Energiesegments und einen Produktionsrückgang von 8 % aufgrund von Veräußerungen zurückzuführen ist.
Auch Veränderungen in der Aktionärsstruktur sind zu beobachten. Im Juli kündigte die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) an, ihre Beteiligung von 24,9 % an der OMV an ihre Investmentsparte XRG zu übertragen. Dieser Schritt dient der Vorbereitung auf die Gründung eines neuen Chemieunternehmens im Zusammenhang mit der geplanten Fusion von Borealis und Borouge. BlackRock, Inc. reduzierte im Dezember 2024 seine Beteiligung an der OMV AG auf unter 4 % der Stimmrechte, was strategische Anlageanpassungen widerspiegelt.
OMV erhielt zudem einen Schiedsspruch der Internationalen Handelskammer über 230 Millionen Euro aufgrund unregelmäßiger Gaslieferungen von Gazprom. Dieser Schiedsspruch, einschließlich Zinsen und Kosten, soll die finanziellen Verluste von OMV aus dem Jahr 2022 ausgleichen. Ein österreichischer Rechtsexperte deutete an, dass OMV rechtliche Gründe für die Beendigung des Gasliefervertrags mit Gazprom haben könnte, der bis 2040 läuft.
Die jüngste Performance der OMV-Aktie spiegelt eine komplexe Wechselwirkung strategischer Entscheidungen, finanzieller Ergebnisse und externer Faktoren wider. Die Herabstufung durch Berenberg unterstreicht die Bedeutung der Bewertung in einem volatilen Marktumfeld.
Der Markt beobachtet, wie sich die strategischen Initiativen und finanziellen Ergebnisse der OMV auf die zukünftige Aktienperformance auswirken werden. Die heutige Kursbewegung spiegelt die Sensibilität des Marktes gegenüber Bewertungen nach einer signifikanten Rallye wider und könnte die Stimmung kurzfristig beeinflussen.