Die Aktie von Evonik Industries (ETR:EVK) ist auf ein neues Allzeittief von 14,49 € gefallen. Dies entspricht einem Rückgang von 11,38 % im vergangenen Handelsmonat. Angesichts dieses beispiellosen Kursverfalls stellt sich die Frage, wo sich eine mögliche Unterstützung für die Aktie finden lässt.
Der jüngste Kursrutsch ist auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen. Zu den Hauptgründen zählen eine gesenkte Gewinnprognose, der überraschende Abgang des Finanzvorstands sowie negative Analystenbewertungen. Diese Ereignisse haben das Vertrauen der Märkte in das Unternehmen erheblich beeinträchtigt.
Am 25. September revidierte Evonik seine Gewinnprognose für das Jahr 2025 nach unten. Das Unternehmen erwartet nun ein bereinigtes EBITDA von rund 1,9 Milliarden Euro, was unter der vorherigen Spanne von 2 bis 2,3 Milliarden Euro liegt. Auch die Medianprognose der Analysten von 1,96 Milliarden Euro wird damit verfehlt.
Es handelt sich bereits um die zweite Anpassung nach unten in den letzten Monaten, nachdem bereits im August eine ähnliche Revision vorgenommen wurde. Die Märkte reagierten daraufhin sehr negativ, da dies die Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens, seine ursprünglichen Ziele zu erreichen, verstärkte.
Zusätzlich zu den finanziellen Herausforderungen trat Evoniks Finanzvorstand Maike Schuh am 18. September unerwartet zurück. Schuh war zehn Jahre im Unternehmen tätig und seit April 2023 Vorstandsmitglied. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird CEO Christian Kullmann interimistisch die Finanzverantwortlichkeiten übernehmen. Der plötzliche Abgang des CFOs hat zusätzliche Unsicherheit geschaffen und das Vertrauen der Märkte weiter untergraben.
Bereits im November 2024 hatte Jefferies die Aktie von Evonik von „Hold“ auf „Underperform“ herabgestuft und das Kursziel von 21,00 € auf 16,60 € gesenkt. Die Herabstufung basierte auf erwarteten operativen Herausforderungen, darunter ein prognostizierter Gegenwind von 100 Millionen Euro durch sinkende Methioninpreise im Jahr 2025. Diese negative Einschätzung trug zusätzlich zur pessimistischen Stimmung bei.
Im Dezember 2024 kündigte Evonik sein bisher umfangreichstes Restrukturierungsprogramm an, das potenziell einen Abbau von über 20 % der Belegschaft, also rund 7.000 Arbeitsplätzen, vorsieht. Das Unternehmen plant, seine Geschäftstätigkeit in zwei Kernsegmente zu gliedern: Custom Solutions und Advanced Technologies.
Diese Restrukturierung zielt darauf ab, die Effizienz angesichts hoher Produktionskosten und schwacher Nachfrage in der deutschen Chemieindustrie zu steigern. Die Märkte bewerteten diese Maßnahme zunächst als notwendig, aber die Unsicherheit über die Umsetzung und die potenziellen Auswirkungen auf die kurzfristige Rentabilität belasteten die Aktie weiterhin.
Im zweiten Quartal 2025 verzeichnete Evonik einen Umsatzrückgang von 11 % gegenüber dem Vorjahr auf 3,5 Milliarden Euro sowie einen Rückgang des bereinigten EBITDA um 12 % auf 509 Millionen Euro. Das Unternehmen revidierte zudem seine EBITDA-Prognose für das Gesamtjahr auf das untere Ende der Spanne von 2 bis 2,3 Milliarden Euro und begründete dies mit einer schwächeren operativen Leistung und einer unsicheren globalen Nachfrage. Diese Ergebnisse bestätigten die Befürchtungen der Märkte und verstärkten den Abwärtstrend der Aktie.
Die Kombination dieser Faktoren hat zu einer erheblichen Belastung der Evonik-Aktie geführt. Es bleibt abzuwarten, ob und wann sich ein nachhaltiger Boden bildet. Die Märkte werden die strategischen Initiativen des Unternehmens und die weitere Entwicklung der Marktlage genau beobachten, um potenzielle Unterstützungsniveaus zu identifizieren und die zukünftige Performance zu beurteilen.
Ob die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen greifen und die Nachfrage sich erholt, wird entscheidend für die weitere Entwicklung der Aktie sein. Der gegenwärtige Kursverfall spiegelt die große Unsicherheit wider, die das Unternehmen derzeit umgibt.