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Volkswagen-Aktienkurs (VOW3) sinkt aufgrund der Gewinne

Analyst Team trader
Updated 30 Apr 2025

Q1 2025: Gewinnrückgang & Prognoseanpassung

Die Volkswagen AG, Europas größter Automobilhersteller, steht 2025 an einem entscheidenden Wendepunkt.

Die jüngsten Quartalszahlen offenbaren die Herausforderungen: Der Nettogewinn im ersten Quartal 2025 brach um 41 % auf 2,19 Mrd. € ein, belastet durch einmalige Kosten für CO₂-Compliance, die Restrukturierung der Software-Tochter CARIAD und Anpassungen an US-Einfuhrzölle. Der Umsatz stieg zwar um 3 % auf 77,6 Mrd. €, doch die operative Marge sank auf 3,7 % (bereinigt: 5,1 %). Besonders die Regionen China (-6 %) und Nordamerika (-2 %) enttäuschten, während Europa (+4 %) und Südamerika (+17 %) zulegen konnten.

Für das Gesamtjahr hält der Vorstand an einer Umsatzsteigerung von bis zu 5 % und einer operativen Marge von 5,5–6,5 % fest, erwartet aber Ergebnisse am unteren Ende dieser Spanne. Der Ausblick bleibt zudem von möglichen US-Strafzöllen überschattet, deren Auswirkungen noch nicht eingepreist sind.

Restrukturierung: Kostendisziplin und Effizienzsteigerung

Um die Profitabilität zu sichern, setzt Volkswagen auf harte Einschnitte: Drei deutsche Werke werden geschlossen, die Gehaltskosten für Angestellte um 10 % reduziert. Insgesamt sollen bis 2026 jährlich 2,5 Mrd. € eingespart werden. Die Zentrale in Wolfsburg baut 2.000 Verwaltungsstellen ab. Analysten begrüßen die Senkung der Investitionsquote (2025: 12–13 % des Umsatzes) und die stärkere Lokalisierung der E-Auto-Produktion, doch die Maßnahmen spiegeln auch den hohen Transformationsdruck wider.

Während diese Schritte zunächst einen Kursrückgang auslösten, sehen Analysten wie Jefferies die Reduktion der Investitionsquote sowie Fortschritte bei der Lokalisierung der EV-Produktion als positiv. Das Fünfjahres-Investitionsprogramm über 165 Mrd. € bleibt bestehen, mit Fokus auf Batteriewerke in Spanien und Softwareentwicklung für autonomes Fahren.

Geopolitik & US-Markt: Chancen und Risiken

Mit Blick auf die USA drohen neue Zölle von 25 % auf importierte Fahrzeuge. Zwar wird der ID.4 bereits im Werk Chattanooga produziert, doch insbesondere Audi-Modelle wie der Q8 e-tron sind betroffen. Volkswagen verhandelt mit US-Behörden und plant, die lokale Fertigung auszubauen. Paradoxerweise stieg der US-Auftragsbestand im Q1 um 29 %, getrieben durch neue Modelle wie den ID.7 Tourer und die Golf-Generation. Die Rückkehr in das Pick-up-Segment (Scout Motors, neues Werk in South Carolina) unterstreicht die Expansionsambitionen in Nordamerika.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Marktanteil in Nordamerika bis 2030 auf 10 % zu verdoppeln. Die Einführung von US-Strafzöllen könnte allerdings die Erreichung der Profitabilitätsziele um 12–18 Monate verzögern.

Finanzielle Stabilität und Bewertung

Trotz der operativen Herausforderungen bleibt die Bilanz solide: Die Nettoliquidität beträgt 33 Mrd. €, die Dividendenrendite ist mit 6,5 % attraktiv (Ausschüttungsquote: 30 %). Die Bewertung ist mit einem KGV von 4,6 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,3x historisch niedrig. Dennoch mahnen Analysten: Die Verschuldung ist mit einem Debt/Equity-Verhältnis von 129 % hoch, und die Zinsaufwendungen von 45,6 Mrd. € pro Jahr könnten bei ausbleibender Margenerholung zur Belastung werden.

E-Mobilität: Margenparität in Sichtweite

Volkswagen investiert massiv in die E-Mobilität: Das neue Kompaktmodell ID.2 (Marktstart Q3, Preis ab 25.000 €) soll erstmals Margenparität zum Verbrenner erreichen. Der europäische Auftragsbestand für E-Autos wuchs um 64 % auf 1 Mio. Einheiten, der Anteil am Gesamtauftragseingang liegt bei 20 %. In China hingegen brachen die E-Verkäufe um 12 % ein – hier reagiert VW mit einer beschleunigten Lokalisierung neuer Plattformen und Partnerschaften, z. B. mit Rivian und der PowerCo-Batteriesparte. Ziel ist es, die Batteriekosten bis 2026 auf 75 $/kWh zu senken und eine E-Marge von 8 % zu erreichen.

Partnerschaften wie das 5 Mrd. $ Joint Venture mit Rivian zur gemeinsamen Entwicklung von EV-Plattformen und 3,4 Mrd. € EU-Subventionen für spanische Gigafactories sollen die Kostenstruktur verbessern und die Entwicklung beschleunigen.

Technische Analyse und institutionelle Bewegungen

Technisch zeigt sich die Aktie stabilisiert: Der Kurs liegt nahe der 200-Tage-Linie (95,06 €) und über der kritischen Unterstützung bei 94,60 €. Der RSI von 60,06 signalisiert eine Annäherung an überkaufte Bereiche, während der MACD ein Kaufsignal liefert. Porsche SE stockte ihren Anteil auf 31,9 % auf, während BlackRock Bestände reduzierte – ein Zeichen für gemischte institutionelle Einschätzungen.

Für risikobewusste Anleger mit langem Atem eröffnet Volkswagen auf dem aktuellen Kursniveau interessante Perspektiven – vorausgesetzt, die strategische Transformation gelingt und geopolitische Risiken bleiben kontrollierbar.

Das Analystenteam von AskTraders besteht aus Experten für technische und fundamentale Analysen sowie aus Händlern, die auf Aktien, Forex und Kryptowährungen spezialisiert sind.