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Portfolio-Strategien mit ETFs

Christian Habeck trader
Updated 9 Jun 2020

Börsengehandelte Indexfonds oder „exchange traded funds“ werden aufgrund der geringen Kosten und der niedrigen Einstiegsschwelle bei Anlegern immer beliebter. Rund 1.500 ETFs können deutsche Anleger handeln. Angesichts dieser großen Auswahl ist die Entscheidung für die Zusammenstellung des eigenen Portfolios gar nicht so einfach. Mit Indexfonds lassen sich Strategien verfolgen, die den wichtigsten Ansätzen der Portfoliotheorie entsprechen. So können Anleger nach eigener Risikobereitschaft und entsprechend der gewünschten Rendite die Zusammensetzung des Portfolios optimieren. Welches sind die wichtigsten Portfolio-Strategien für ETFs, und wie werden sie umgesetzt?

  • Portfolio gezielt zusammensetzen
  • Strategien entsprechend den eigenen Anlagezielen auswählen
  • Buy and Hold, Core Satellite, Trendfolge
  • Kombinationen von Strategien sind möglich

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Diversifizierung mit Strategie

Grundsätzlich entscheiden sich Anleger natürlich schon bei der Wahl eines ETF für eine bestimmte Diversifikation, die der Fonds mitbringt, und aufgrund der Auswahl der Basisindizes auch für die dahinter stehende Strategie. Wer zu einem ETF auf den MSCI World Index greift, kann nicht viel verkehrt machen. Die Rendite lässt sich jedoch mit einem Korb aus ETFs, die nach eigenen Anforderungen zusammengestellt werden, noch deutlich steigern.

Bei ETFs ist dies, anders als bei der Investition in Aktien, bereits mit einem relativ niedrigen Budget möglich. Die Kosten eines Aktienportfolios mit entsprechender Zusammensetzung würden vermutlich die Mittel der meisten privaten Anleger übersteigen. Da börsengehandelte Indexfonds algorithmisch die Wertentwicklung des Basiswertes nachvollziehen, entfallen die Kosten für die Verwaltung durch einen menschlichen Fondsmanager, und außerdem können ETFs bei vielen Finanzdienstleistern zu günstigen Konditionen gehandelt oder bespart werden – zum Teil sogar kostenfrei. Bei der Auswahl entsprechend der geläufigsten Strategien lässt sich so mit wenig Startkapital gezielt Vermögen aufbauen.

Portfolio-Strategien mit ETFs

Aktien-Strategien, die sich auch auf ETFs übertragen lassen

Noch immer basiert das Vorgehen der meisten Vermögensverwalter in weiten Teilen auf der Portfolio-Theorie des US-amerikanischen Fachmanns Harry M. Markowitz. Der spätere Nobelpreisträger postulierte bereits 1952 eine Optimierung des Portfolios in drei Schritten:

  1. Festlegung des Anlagezeitraums und der Anlageziele
  2. Auswertung der bisherigen Performance der infrage kommenden Werte
  3. Verteilung und Gewichtung anhand der Ergebnisse der Auswertung hinsichtlich des erwünschten Renditeziels

Wer sich das von Markowitz entwickelte Vorgehen zu eigen macht, kann damit eine Zusammenstellung erzielen, bei der nur das nötigste Risiko in Kauf genommen wird, um die dabei beste denkbare Rendite zu erzielen. Die Grundlage dieses Verfahrens ist die Einsicht, dass sich von den drei Komponenten Risiko, Rendite und Liquidität immer nur zwei problemlos vereinbaren lassen.

Eigene Überlegungen vor der Investition in ETFs

Umgesetzt auf ein Portfolio aus ETFs bedeutet dies, dass Anleger sich zunächst überlegen müssen, wie lange das Portfolio gehalten werden soll. Das erforderliche Kapital muss für diesen Zeitraum abkömmlich sein. Auch die eigene Risikoneigung sollte man genauer betrachten und sich überlegen, welche Verluste man hinnehmen würde. Dabei spielt die persönliche finanzielle Situation, das Einkommen und die eigenen Rücklagen eine wichtige Rolle. Abhängig von diesen Überlegungen kann die Entscheidung für eine bestimmte Portfolio-Strategie mit ETFs fallen.

Die wichtigsten Portfolio-Strategien mit ETFs umgesetzt

Vor allem für Einsteiger genügt es, sich bei der Investition in ETFs auf die wichtigsten Strategien zu beschränken. Sie sind in der Umsetzung einfach und nachvollziehbar und liefern zufriedenstellende Renditen. Denn aufwändige Strategien gehen mit entsprechend arbeitsintensiven Vorbereitungen und Berechnungen einher, bei denen private Anleger überfordert sein könnten – etwa bei der Value at Risk Strategie, die nur auf der Basis hochwertiger Daten überhaupt verlässliche Resultate liefert.

Zu den bekanntesten Portfolio-Modellen gehören

  • Buy and Hold
  • Core Satellite
  • Trendfolgemodelle

Sie unterscheiden sich in der Abstufung der Passivität bzw. Aktivität der Anlage, aber auch in der optimalen Haltedauer des Portfolios oder dem Einsatz von Finanzdaten bei der Trendfolge. Die Ansätze sind recht vielfältig und schon mit diesen drei strategischen Optionen sind Anleger kaum Einschränkungen ausgesetzt.

Die Buy and Hold Strategie

Bei dieser sehr einfachen und passiven Strategie geht es nur darum, eine einmalige Investition zu tätigen und die gekauften ETFs dann zu halten – gelegentliche Anpassungen sind dabei möglich. Die anfallenden Renditen werden im besten Fall reinvestiert, um auf diese Weise auch vom Zinseszins zu profitieren.

Investitionen nach dieser Strategie funktionieren – ganz wie bei Aktieninvestitionen – allerdings nur bei einem langfristigen Anlagehorizont. Die Volatilität der Anlage kann man dabei aussitzen und auch Kursverluste überstehen, doch das investierte Kapital muss man dann auch für den geplanten Zeitraum entbehren können. Wer diese Voraussetzung mitbringt, fährt gut mit der Methode.

Kombination mehrerer Portfolio-Strategien

Die Core Satellite Strategie mit ETFs

Hinter der Bezeichnung steckt die Idee von einem Kern, um den die Satelliten kreisen. Dabei ist der Kern eine gut diversifizierte Anlage, bei der es eher auf Stabilität und zuverlässigen Wertzuwachs geht. Diesen Kern sichern viele Anleger gern nach der bereits beschriebenen Buy and Hold Methode. Die Satelliten sind zusätzliche Investitionen, die einen geringeren Teil des Portfolios ausmachen, dafür aber hinsichtlich eines höheren Renditepotenzials ausgewählt werden.

Das funktioniert gut mit Aktien und anderen Anlageklassen, aber ebenso mit ETFs – hier wird der beständige Kern aus einigen breit aufgestellten Indexfonds gebildet, bei den Satelliten können aktiv wechselnde lohnende Investitionen getätigt werden. Für die Umsetzung der Core Satellite Strategie ist deutlich mehr Engagement und Hintergrundinformation erforderlich als bei einem Portfolio, das nur anhand der Buy and Hold Methodik zusammengestellt wird. Bei einer zufriedenstellenden grundsätzlichen Sicherheit durch den Kern sorgen die Trabanten für höhere Gewinne.

Trendfolgemodelle im ETF-Portfolio

Mithilfe von Algorithmen können ETF-Portfolios automatisch gewichtet und umgeschichtet werden. Dabei lassen sich anhand von etablierten Trends die sogenannten Trendfolgemodelle anwenden. Die Komplexität dieser Trendfolgemodelle hängt natürlich von der Kenntnis der Materie und der Übung des Anwenders ab. Experten berücksichtigen verschiedene Modelle, die unterschiedlichen zeitlichen Rahmen oder speziellen Märkten gerecht werden.

Einfache Trendlinien werden im Chart anhand einer durchschnittlichen Linie über einen längeren Zeitraum von bis zu 200 Tagen generiert. Abweichungen oberhalb des Durchschnitts gelten als Kaufsignale, unterhalb des Durchschnitts als Aufforderung zum Verkauf. Entsprechend wird anhand der Trend-Entwicklung entweder in ETFs investiert oder man trennt sich von ihnen. Trendfolgemodelle haben natürlich den Vorteil, dass sich mit ihnen bei einem zeitigen Ausstieg erhebliche Verluste vermeiden lassen. Die richtigen Einstiegszeitpunkte zu finden ist eine größere Herausforderung, von der die Rendite im hohen Maß abhängt. Hinzu kommt die intensive Betreuung der Anlage bei dieser Strategie, und natürlich auch nicht unerhebliche Transaktionskosten.

Kombinierte Portfolio-Strategien

Die einzelnen Strategien lassen sich nicht immer scharf voneinander abgrenzen. Wie gezeigt wurde, sind bereits die Buy and Hold und die Core Satellite Strategien gut miteinander zu verbinden. Mit einem Buy and Hold für den Kern können Anleger überdies die Satelliten anhand von Trendfolgestrategien auswählen. Wichtig für den Erfolg der Anlage ist in jedem Fall, dass die jeweilige Strategie und die über sie getätigten Anlagen separat bewertet werden können, um Erfolge und Misserfolge zu analysieren und entsprechend anzupassen.

Für private Anleger, zumal mit einem mittel- oder langfristigen Anlagehorizont, bleibt die Zusammenstellung des eigenen ETF-Portfolios nach der Buy and Hold Strategie zunächst die beste Option.

Die Komplexität der Anlage graduell anpassen

Vor allem Einsteiger können so erste Investitionen mit gut messbaren Ergebnissen tätigen, ohne von den Auswertungen für die Auswahl der ETFs überfordert zu sein. Da es sich um eine passive Anlagestrategie handelt, ist Buy and Hold auch für Sparpläne anwendbar. Mit zunehmender Erfahrung und Kenntnis der Märkte können für Teile des Portfolios dann aktive Strategien mit höheren Risikofaktoren und entsprechend besseren Renditeversprechen hinzugenommen werden, entweder mit einem Core Satellite Modell oder einem weniger komplexen Trendfolgemodell. Neben der eigenen Erfahrung und Renditerwartung kommen bei anspruchsvolleren Strategien der zeitliche Aufwand und mögliche Kosten für regelmäßige Umschichtungen des Portfolios hinzu.

Trendfolgedmodelle

Fazit: In ETFs investieren mit grundlegenden Portfolio-Strategien

Bei der Zusammenstellung eines ETF-Portfolios gibt es keine allgemeingültige Lösung, die jedem Anleger gerecht wird. Vor der Anlage sollten Überlegungen zur Haltedauer, zur Risikotoleranz und zum Budgets stehen. Auf der Basis dieser Faktoren kann ein Portfolio mit dem geringsten Mindestrisiko eine gute Rendite erzielen.

Strategien erlauben die Verwaltung der Anlage in mehr oder weniger aktiver Form. Wer sich wenig um seine Investition kümmern will und einen langen Anlagezeitraum plant, ist mit der Buy and Hold Strategie gut beraten. Aktivere Anleger, die mit Teilen des Portfolios eine höhere Rendite anstreben, erreichen dies durch eine Core Satellite Strategie oder einfache Trendfolgemodelle. Auch Kombinationen verschiedener Strategien sind denkbar. In jedem Fall wird man sich mit gründlichen Vorüberlegungen Klarheit schaffen, die sowohl die Entscheidung für eine Strategie als auch für den Kauf bestimmter ETFs und deren Gewichtung im Portfolio von Vorteil ist. Dabei können die Strategien in ihrer Komplexität mit der Anlageerfahrung wachsen und sich den im Laufe der Zeit veränderten Wünschen des Anlegers anpassen.

Christian (Habeck) hat mehr als 20 Jahre Erfahrung auf den Finanzmärkten und handelt nach wie vor aktiv an der Börse. Seine Leidenschaft hat er vor neun Jahren zum Nebenberuf gemacht.