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Momentum: Schwungkraft von Trends bestimmen

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich trader
Updated 27 Jan 2023

Unter den zahlreichen technischen Indikatoren, die in der Chartanalyse zum Einsatz kommen, ist da sogenannte Momentum sicherlich einer der bedeutendsten. Der Indikator gehört zu den Oszillatoren und erlaubt die Bestimmung der Geschwindigkeit oder „Schwungkraft“ von Trends. Seine Aussagekraft macht den Momentum-Indikator zu einem der meistgenutzten Tools in der Technischen Analyse. Außerdem gehört er zu den Indikatoren, deren Berechnung sich besonders einfach gestaltet: Um den Wert zu ermitteln, wird der Schlusskurs vor einer frei wählbaren Anzahl an Perioden vom jeweils aktuellen Schlusskurs abgezogen.

  • Das Momentum (MOM) ist ein Oszillator
  • Es bestimmt die Geschwindigkeit von Trends
  • Die Berechnung ist unkompliziert
  • Der Indikator kann über eine frei wählbare Anzahl von Perioden berechnet werden

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Was ist das Momentum?

Wie alle markttechnischen Indikatoren in der Chartanalyse wird auch beim Momentum eine Umrechnung vorgenommen, in diesem Fall der Schlusskurse. Die sehr einfache Formel ergibt die Differenz eines aktuellen Schlusskurses Close-t des betreffenden Wertes und eines Schlusskurses vor einem festzulegenden Zeitraum n Close-tn.

Momentum = Ct – Ct-n

Heraus kommt die absolute Preisdifferenz für den jeweiligen Basiswert zwischen zu definierenden Zeitpunkten. Die standardmäßige Einstellung für die Berechnung des Momentums liegt meist bei 10, 12, 20 oder 30 Tagen bzw. Wochen, dies kann jedoch individuell eingestellt werden. Die Reaktion des Momentums auf jüngste Kursveränderungen fällt mit zunehmend kürzer gefassten Perioden deutlich sensibler aus und macht die Beschleunigung oder das Verlangsamen von Kursbewegungen grafisch sichtbar. Das Momentum ist deshalb eines der grundlegenden Tools, die in der Chartanalyse nicht fehlen dürfen. Meist wird es in Form von Liniencharts wiedergegeben, aber auch als Balkendiagramm kann es angezeigt werden.

Momentum

Zeitperioden für die Darstellung des Momentums

Eine der ersten Fragen zur Handhabung des Indikators ist die nach den optimalen Zeitperioden. Grundsätzlich lässt sich das Momentum über beliebige Perioden berechnen und darstellen – also vom Tickchart bis über mehrere Wochen oder Monate. Die meisten Chartprogramme sind zwar mit Voreinstellungen ausgestattet, diese können jedoch durch den Nutzer nach Belieben angepasst werden. Allerdings verändert sich mit längeren Perioden der Charakter des Indikators. Seine größte Sensibilität als Oszillator entwickelt er über kurze Zeiträume, wird die Periode zu lang gefasst, entwickelt sich das Momentum zum Trendfolger und verliert seine wesentliche Aussagekraft.  Dennoch kann man bei der Wahl der Periodenlänge nicht generalisieren. Um einen optimalen Wert zu erzielen, beziehen Trader meist andere Aspekte zum jeweiligen Wert ein, beispielsweise eine Analyse der Zyklen.

In der grafischen Darstellung ist zu beobachten, dass das Momentum – wie alle Oszillatoren – um einen Mittelwert herum ausschlägt. Anders als bei der Stochastik, die mathematisch begrenzt ist auf eine Verlauf zwischen den Werten von 0 – 100, gibt es beim Momentum theoretisch keine derartigen oberen und unteren Grenzen. Das Schwingen des Momentums erlaubt in seiner Bandbreite Aussagen zu den Märkten: nähert sich das Momentum Höchst- oder Tiefstgrenzen an, gilt dies als Anhaltspunkt dafür, dass ein Markt überkauft oder überverkauft ist. Das lässt zeitnah eine Abschwächung des Trends vermuten.

Welche Handelssignale lassen sich aus dem Momentum ableiten?

Der Wert des Momentums erlaubt unmittelbare Aufschlüsse über wahrscheinliche Kursverläufe eines Wertes, und zwar im Zusammenhang mit der Trendrichtung.

Ein positives, steigendes Momentum deutet auf einen sich beschleunigenden Aufwärtstrend hin, während ein positives, fallendes Momentum das Ausbremsen eines Aufwärtstrends ankündigt.

Umgekehrt beschleunigt sich ein Abwärtstrend bei einem negativen, fallenden Momentum, ein negatives, steigendes Momentum ist ein Indiz für einen bald ausbremsenden Abwärtstrend.

Für Handelssignale ist die Nulllinie von besonderer Wichtigkeit – wenn der MOM diese Linie von unten nach oben kreuzt, kann dies als Kaufsignal gewertet werden, in umgekehrter Richtung als Signal für Verkäufe!

Stärken und Schwächen des Indikators

Die ausgesprochene Beliebtheit des Momentums erklärt sich aus der Tatsache, dass es vorauseilend Hinweise gibt. Mithilfe des Momentums können erfahrene Nutzer der Chartanalyse eine Trendumkehr beizeiten wahrnehmen, und zwar anhand der Schwungkraft eines Trends, oder eben deren Nachlassen. Der Indikator erlaubt es, eine Abnahme der Trendstärke zu bestimmen, noch bevor die Trendrichtung sich entsprechend verhält.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit des Momentums über den Kursverlauf hinaus ist denkbar bei der Bestimmung der Schwungkraft anderer Indikatoren – etwa bei der Messung der Geschwindigkeit eines gleitenden Durchschnitts, in diesem Fall, um rechtzeitig das Abdrehen des gleitenden Durchschnitts zu erkennen.

Doch eine „Wunderwaffe“ ist auch das Momentum nicht, zumal der Indikator wegen der einfachen Formel fehleranfällig ist. Treten Fehlsignale auf, kommt es zu einer Anzeige beschleunigter oder gebremster Kursbewegungen, ohne dass eine Kursänderung eintritt. Experten geben überdies zu bedenken, dass bislang keine Erfahrungswerte dazu vorliege, ob Märkte in der Tat über(ver)kauft sind, sobald das Momentum einen Extrembereich berührt. Als Indikator für Extreme ist das Momentum also nicht unbedingt die beste Wahl.

Wie verlässlich sind technische Indikatoren wie das Momentum?

Trader und private Anleger bedienen sich verschiedener Methoden der Analyse, immer in der Absicht, die Risiken bei der Anlage bzw. bei der Eröffnung von Positionen so gering wie möglich zu halten und zugleich die höchstmöglichen Gewinne mitzunehmen. Bei der Analyse lässt sich zwischen Chartanalyse und Fundamentalanalyse unterscheiden. Die Fundamentalanalyse bezieht Kennzahlen aus Unternehmen und Branchen ein, berücksichtigt politische Entscheidungen, wirtschaftliche Entwicklungen und regulatorische Veränderungen. Auch die Marktstimmung  oder die öffentliche Debatte zu bestimmten Themenfeldern oder Werten kann dabei einfließen. Die Technische Analyse hingegen nutzt diese Informationen nicht – statt dessen gehen ihre Anwender davon aus, dass der Chart die jeweils wichtigen Informationen schon enthält und sogar irrationales Verhalten der Märkte durch Muster im Kursverlauf identifiziert werden kann. Diese Muster leiten aus historischen Kursentwicklungen Wahrscheinlichkeiten künftiger Kursverläufe ab. Dazu werden unter anderem Indikatoren herangezogen, die die Entwicklung von Trends und Kursen berechenbar machen sollen.

Allerdings erlauben weder die Fundamentalanalyse noch die Chartanalyse hundertprozentige Aussagen. Mit beiden Methoden können Anwender von der Entwicklung an den Märkten regelrecht überrollt werden oder auch schlicht individuelle Fehleinschätzungen treffen. Die technischen Indikatoren in der Chartanalyse sind zwar mathematisch korrekt nutzbar, doch auch sie schützen den Anwender nicht vor Fehlsignalen. Was sie jedoch leisten, ist eine exaktere Bestimmung von Trends und eine Reduzierung der Unsicherheit, wenn die Entscheidung für eine Anlage ansteht.

Wie können Trader technische Indikatoren effektiv nutzen?

Der erste Blick in das Chartfenster einer Handelssoftware kann vor allem Anfänger rasch überwältigen. Denn neben dem Momentum sind hier zahlreiche weitere Indikatoren bereits vorbereitet, die nur noch ausgewählt werden müssen und überdies angepasst und kombiniert werden können. Der Einsatz mehrerer Indikatoren ist jedoch gut zu überlegen. Sie stellen zwar durchaus wertvolle Hilfsmittel dar, typgleiche Indikatoren generieren jedoch doppelte Signale, die letztlich verunklären und auch zu Fehlsignalen führen können. Wenn mehrere Indikatoren zugleich verwendet werden, sollten sie sich eher gegenseitig ergänzen. Trader, die die Chartanalyse seit Jahren mit Erfolg nutzen, verwenden selten mehr als drei oder vier der Tools.

Vor dem Einstieg ins Trading sollten insbesondere Anfänger sich die Zeit nehmen, die wichtigsten Indikatoren zu verstehen. Denn sie werden zwar anschaulich illustriert in Texten erklärt oder im Rahmen von Analysevideos erläutert, die eigene praktische Nutzung kann jedoch nichts ersetzen. Damit das Momentum und andere Indikatoren risikolos studiert werden können, empfiehlt sich ein Demokonto.

Momentum-Indikator richtig anwenden lernen mit dem Demokonto

Wer gerade erst einsteigt ins Trading, greift bei den technischen Indikatoren wie dem Momentum meist beherzt zu – aus verschiedenen Gründen. Die mathematische Exaktheit der Tools suggeriert Zuverlässigkeit, überdies erlauben moderne Handelsplattformen die Nutzung von immer mehr derartigen Hilfen im Chart. Anfänger verkennen, dass Indikatoren zwar aufschlussreich, aber auch nicht vollständig verlässlich sind. Denn letztlich ist die Entwicklung eines Kurses nur möglichst gut einzuschätzen, sicher voraussagen lässt sie sich nicht. Ein Indikator wie das Momentum kann durch seine vorauseilende Aussagekraft deutlich dazu beitragen, Unsicherheiten zu verringern, doch selbst im besten Fall sind Trader vor Überraschungen nicht sicher. Wie schon erwähnt, stößt auch das Momentum in bestimmten Situationen an seine Grenzen und eignet sich nicht für alle Einsatzbereiche. Die Nutzung mehrerer Indikatoren zugleich ist auch nicht immer die bestmögliche Entscheidung. Damit Einsteiger bei ersten Trades mithilfe technischer Indikatoren nicht unnötig Verluste erleiden, ist eine gute Vorbereitung wichtig, bevor der Übergang zum Echtgeldhandel erfolgt – dafür bietet sich ein Demokonto an.

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Mit der Demo ohne Risiken Indikatoren kennenlernen

Bei den meisten Brokern gehört ein kostenfreies Demokonto inzwischen zum Service. Dank der Demo können Neukunden und Anfänger sich mit der Handhabung der Handelsplattform vertraut machen, das eigene Risikoverhalten besser einschätzen lernen und eben auch den Umgang mit Indikatoren wie dem Momentum üben. Eingerichtet ist eine derartige Demo meist innerhalb einer Minute, oft ist sie zeitlich nicht limitiert.

Das Demokonto erlaubt Übungstrades in einer echten Handelsumgebung, unter Zugriff auf alle Funktionen der Software, aber mit virtuellem Kapital. Daher kann auch die Technische Analyse und die Momentum Strategie mithilfe einer Demo eingeübt werden. Theoretische Einführungen und Anleitungen finden sich im Rahmen der Schulungsmaterialien, die ebenfalls nicht wenige Broker anbieten. Sie dienen der Einführung in die Grundlagen des Tradings, erläutern die verschiedenen Anlageklassen und Finanzinstrumente und eben auch die Fundamentalanalyse und Chartanalyse. Präsentiert werden die Inhalte nicht nur in Textform, sondern auch über Schulungsvideos, Onlinekurse oder sogar Webinare. Auch Marktnachrichten und Expertenanalysen können meist schon Nutzer von Demokonten einsehen. Die besten dieser Bildungsressourcen sollten in der Tat genutzt werden. Damit alles verstanden wird, können neue Inhalte mit dem Demokonto eingeübt werden, etwa bei der Anwendung von Indikatoren im Chartprogramm. Das lässt Einsteiger die Vorzüge und Grenzen dieser hilfreichen Tools unmittelbar verstehen und trägt dazu bei, teure Risiken beim Übergang auf den Echtgeldhandel zu vermindern.

Ruben Wunderlich
Ruben Wunderlich ist Finanzjournalist und zertifizierter Technischer Analyst mit mehr als 15 Jahren Erfahrung auf den Kapitalmärkten. Auf AskTraders ist er als leitender Redakteur für die deutschsprachige Redaktion verantwortlich.