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Welcher Risikotyp bin ich? Optimal investieren nach Risikoneigung

Christian Habeck trader
Updated 24 Mrz 2021

Nicht nur Anleger haben eine Risikoneigung – die Einstellung zu möglichen Gefahren tragen wir alle mit uns, in jeder Lebenslage. Wer sich der eigenen Risikobereitschaft bewusst ist, kann aktiv etwas dafür tun, unangenehme Situationen und Verluste zu vermeiden. Das gilt natürlich ganz besonders, wenn es um Geld geht. Hier sollte man sich auch nicht vollständig auf die Einschätzung von Webseiten oder Finanzberatern verlassen, sondern versuchen, das ganz persönliche Risikoverhalten möglichst objektiv zu bestimmen.

  • Risikoneigung bei der Geldanlage kennen und berücksichtigen
  • Selbstüberschätzung ist ebenso riskant wie Selbstunterschätzung
  • Portfolien sollten auf die erwartete Rendite und Risikobereitschaft abgestimmt sein
  • Anlagestrategien und Finanzprodukte lassen sich entsprechend auswählen

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Welche Anlegertypen gibt es?

Was die Geldanlage betrifft, sortieren Anlageberater ihre Klienten anhand von vier wesentlichen Kategorien ein. Sie unterscheiden die sicherheitsbewussten Kunden, die wenig Risiko eingehen und sich vor allem zuverlässige Renditen wünschen, die konservativen Anleger, die bewährte Strategien bevorzugen, aber auch vielversprechenden Produkten nicht abgeneigt sind, die Anleger, denen es auf gute Erträge ankommt und zuletzt Investoren, die zugunsten überdurchschnittlich guter Renditen auch zu hohen Risiken bereit sind.

Die Übergänge zwischen den vier Anlegertypen sind relativ fließend, die persönliche Einstellung zum Risiko kann sich aufgrund eigener Erfahrungen, seien sie positiv oder negativ, im Laufe des Lebens auch ändern. Wichtig ist lediglich, sich der eigenen Präferenzen bewusst zu sein, um nicht von Situationen überrollt zu werden, die man auf jeden Fall vermeiden wollte.

Welcher Risikotyp bin ich?

Keine Fehleinschätzungen bei der Risikoneigung

Wie wichtig eine ehrliche, realistische Selbsteinschätzung ist, wird auf jeden Fall dann offenbar, wenn man sich überschätzt hat – das passiert den meisten Anlegern vermutlich irgendwann. Die Ursachen liegen oft auf der Hand. Man ist geblendet von guten Renditeaussichten und fühlt sich aus dem Augenblick heraus in der Lage, die damit verbundenen Risiken auf sich zu nehmen. Ob und wie sehr man sich verschätzt hat, wird beim „Crash“ dann deutlich.

Weniger offensichtlich, aber ebenso schädlich ist die chronische Selbstunterschätzung. Sie kann dazu führen, dass man prinzipiell gute Anlageoptionen an sich vorübergehen lässt, selbst wenn die damit verbundenen Risiken gar nicht besonders hoch sind. Eine Variante dieser Haltung ist die schnelle Panik, die immer wieder zu Blicken aufs Portfolio verleitet und zu übereilten Verkäufen verführt, meist natürlich mit Verlusten. In jedem Fall führt eine Fehleinschätzung der eigenen Risikoneigung zu finanziellen Einbußen.

Was taugen Online-Tests zur Bewertung der Risikoneigung?

Im Internet gibt es einige Angebote von Tests, die das Einschätzen der eigenen Risikobereitschaft ermöglichen sollen. Auch Finanzdienstleister schließen die Evaluierung der Risikoneigung in einigen Fällen in ihre Antragsabläufe ein. Bei den meisten Testmodellen wird zum einen die persönliche Risikoneigung ausgelotet, zum anderen aber auch die persönliche und finanzielle Situation unter Berücksichtigung des angestrebten Anlagehorizonts und der Einstellung zur Liquidität.

Die Ergebnisse sind durchaus nützlich, aber man sollte nicht unterschätzen, dass man sich selbst bei der Beantwortung der Fragen etwas vormacht – mehr oder weniger.

Zu den Risiken gehört die Selbsttäuschung

Die Fallstricke, denen Anleger beim Versuch begegnen, die eigene Risikobereitschaft auszuloten, sind beträchtlich. Zu den wichtigsten Faktoren gehört das wirtschaftliche Umfeld. Angesichts der konstanten Wertsteigerung der meisten deutschen DAX-Konzerne in den letzten Jahren wären wohl zahlreiche Anleger bereit gewesen, das Risiko einer Investition in deutsche Blue Chips auf sich zu nehmen.

Wer nun angesichts der Corona-Pandemie die Wertverluste seines Portfolios zusammenrechnet, wird vermutlich zu einer anderen Selbsteinschätzung gelangen als noch vor wenigen Monaten. Deshalb raten Finanzexperten als ergänzende Maßnahme dazu, einmal ein Anlagemodell und die möglichen Verluste bis hin zum denkbar schlimmsten Szenarium durchzurechnen und dabei in sich hineinzuhorchen.

Risiken und Renditen gehören bis zu einem gewissen Grad zusammen

Denn ganz vermeiden lassen sich Verluste nicht – Rendite ohne Risiken gibt es nicht, und gerade wer es auf höhere Erträge abgesehen hat, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese auch mit höheren Risiken verbunden sind. Die drei Komponenten Sicherheit, Liquidität und Gewinne sind nicht grundsätzlich unter einen Hut zu bringen. Da immer nur zwei „Ecken“ des magischen Dreiecks der Geldanlage zusammengehen, muss sich jeder Anleger entscheiden, welchen von ihnen er den Vorzug geben will.

  • Sicherheit, Rendite und Liquidität als Ecksteine der Anlage
  • Immer nur zwei Faktoren sind miteinander vereinbar
  • Budget und Anlagehorizont sollten ebenfalls berücksichtigt werden

Wer auf eine hochgradig sichere Anlage setzt, die zugleich flexibel und liquide ist, geht derzeit bei den Renditen leer aus. Die Klassiker, nämlich Spar- und Tagesgeldkonten, werfen dank der anhaltenden Nullzinsen einfach keine Gewinne mehr ab.

Rentabel und zugleich verhältnismäßig sicher sind Langzeitprojekte wie Bausparverträge, aber auf Liquidität muss man hierbei definitiv verzichten. Und Finanzprodukte, die rentabel sind und gleichzeitig Liquidität mitbringen sind nicht sicher.

Online-Tests zur Bewertung der Risikoneigung

Die Portfolio-Theorie zur Risikoverteilung

Allerdings haben Anleger die Möglichkeit, eine Kombination von Produkten und Strategien an die eigenen Wünsche anzupassen. Schon seit 1952 kommt bei der Gestaltung von Portfolien die Theorie des US-amerikanischen Wirtschaftsfachmanns Markowitz zum Einsatz, mit der sich die besten denkbaren Renditen bei geringstmöglichen Risiken auf den Anlagehorizont und das Budget abstimmen lassen.

Für ein bestmögliches Ergebnis sollte am Anfang die Überlegung stehen, wie wichtig die einzelnen Komponenten des „magischen Dreiecks“ sind – und wo man Prioritäten setzen sollte.

Mit der Diversifizierung des Portfolios Risiken reduzieren

Wer die eigene Risikobereitschaft zumindest annähernd gut einschätzen kann, hat nun die Möglichkeit, mit der Streuung der Anlagen im Portfolio die geeigneten Investitionsstrategien umzusetzen. Dazu gehört, den zeitlichen Rahmen für die Anlage festzusetzen und Ziele zu definieren. Soll bestehendes Kapital erhalten werden, um später daraus Einkommen zu ziehen, und wenn ja, für wie lange? Soll umgekehrt über einen überschaubaren Zeitraum die bestmögliche Rendite erzielt werden?

Sobald diese Fragen beantwortet sind, gilt es natürlich auch, das verfügbare Budget zu bestimmen. Bei einer eher defensiven Anlagestrategie kann es sich um die Ersparnisse aus dem gesamten Berufsleben handeln, deren Verlust nicht oder nur schwer verschmerzt werden könnte. Wird hingegen ein Betrag investiert, dessen Verlust der Anleger in Kauf nimmt, um hohe Renditeerwartungen zu realisieren, können auch entsprechende Risiken eingegangen werden. Die eigene finanzielle Sicherheit, die anderweitig bestehenden Anlagen und zum Teil auch das Lebensalter tragen dazu bei, die Zusammensetzung des Portfolios zu beeinflussen. Umso wichtiger ist die Ausformulierung der eigenen Ziele und finanziellen Möglichkeiten für die bestmögliche Diversifikation der Anlage.

Die Risikoneigung an die bestehenden Tatsachen anpassen

In einem letzten Schritt geht es dann um die Auswahl der geeigneten Produkte und Anlageklassen. Als ideal wird eine Zusammenstellung von Aktien und Anleihen, begleitet von einigen Rohstofftiteln und möglicherweise noch Devisen betrachtet. Wer sich nicht die Mühe machen will, anhand umfangreicher eigener Analysen Einzeltitel ins Portfolio aufzunehmen, kann statt dessen auch zu Fonds greifen. Zunehmend beliebt sind die börsengehandelten Indexfonds, kurz ETFs. Sie bilden die Wertentwicklung eines Index exakt ab, allerdings algorithmisch. Da kein menschlicher Fondsmanager mit der Verwaltung betraut ist, sind ETFs kostengünstige Finanzprodukte.

  • Portfolio diversifizieren mit ETFs
  • Basisindizes repräsentieren zahlreiche Schwerpunkte und verschiedene Assetklassen
  • Kostengünstige Anlage mit niedriger Einstiegsschwelle

Dank eines großen Angebots von hunderten derartiger Indexfonds, die verschiedene Basisindizes, Sektoren und Schwerpunkte repräsentieren, findet sich bei der Zusammenstellung eines ETF-Portfolios mit Sicherheit eine Kombination, die es ermöglicht, persönliche Renditeerwartungen und Risikoneigungen auf optimale Art und Weise miteinander in Einklang zu bringen. ETFs bringen schon von sich aus eine mehr oder minder große Diversifizierung mit und sind auf Aktien- oder Anleihe-Indizes ebenso verfügbar wie als Anlage auf Rohstoffe und sogar als Mischfonds. Dank der niedrigen Einstiegsschwellen eignen sich ETFs auch hervorragend dafür, erste eigene Anlagen zu tätigen und die persönliche Risikobereitschaft in der Praxis zu testen.

Risikoneigung bestimmen

Fazit: Erfolgreich entsprechend einer realistischen Risikoneigung investieren

Wenn es um die Geldanlage geht, ist Selbsterkenntnis ein wichtiger Beitrag zum Erfolg. Denn wer sich überschätzt, kann mit hochgradig riskanten Anlagen unvorhergesehene Verluste einfahren – aber auch wer sich ständig unterschätzt, wird nicht sein vollständiges Potenzial realisieren. Neben Tests zur Persönlichkeit und zur finanziellen Situation hilft eine Beispielrechnung dabei, die Wertentwicklung und Risiken von Anlagestrategien auszuloten.

Anleger können jedoch nicht davon ausgehen, eine äußerst sichere Investition bei gleichzeitig hoher Liquidität und sehr guten Renditen zu tätigen – hier müssen Schwerpunkte gesetzt und das Portfolio nach den eigenen Erwartungen zusammengestellt werden. Die Diversifizierung der Anlage fällt deutlich leichter und der Einstieg ist schon mit geringen Beträgen möglich, wenn die eigene Anlage vornehmlich mithilfe von ETFs erfolgt. Die passiv verwalteten Indexfonds erlauben eine Risikostreuung über Anlageklassen, Sektoren und Regionen hinweg und sind von vornherein mit hoher Diversifikation verbunden.

Christian (Habeck) hat mehr als 20 Jahre Erfahrung auf den Finanzmärkten und handelt nach wie vor aktiv an der Börse. Seine Leidenschaft hat er vor neun Jahren zum Nebenberuf gemacht.