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Wie funktioniert der Handel mit ETFs?

Christian Habeck trader
Updated 9 Jun 2020

In Zeiten niedriger Zinsen suchen Anleger und Sparer nach Alternativen zu Fest- oder Tagesgeld. Viele Anleger scheuen sich aber beispielsweise aufgrund von mangelndem Vorwissen vor dem Handel mit Einzelaktien. ETFs können daher eine Alternative darstellen. Doch wie funktioniert der Handel mit ETFs?


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ETFs immer beliebter

Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds, wurde in den letzten Jahren auch bei Privatanlegern immer beliebter. Dies hat auch den Hintergrund, dass das Finanzprodukt sehr leicht zu verstehen ist. Daher kommen auch Anfänger oft schnell mit dem ETF-Handel gut zurecht. Zudem sind ETFs im Vergleich zu anderen an der Börse gehandelten Fonds vergleichsweise günstig, da sie passiv gemanagt werden und so viele Gebühren entfallen. Voraussetzung ist lediglich ein Depot bei einem passenden Broker oder einer Bank. Darüber hinaus gelten ETFs als sehr flexibles und transparentes Anlageinstrument.

Bei ETFs haben Anleger zudem den Vorteil, dass sich gleich in mehrere Aktien oder eine ganze Branche investieren können. Daher nutzen viele Anleger ETFs auch, um anderen Anlage in ihrem Portfolio abzusichern. Zur Risikoabsicherung bietet sich eine breite Streuung der Anlagen an, beispielsweise über ETFs aus verschiedenen Branchen.

Wie funktioniert der Handel mit ETFs?

Fonds zunächst institutionellen Anlegern vorbehalten

Die Ursprünge von ETFs gehen bis in die 1970er Jahre zurück. Anfang der 1970er Jahre gab es in den USA die ersten Überlegungen, einen ganzen Index über einen Indexfonds zu handeln. 1973 wurde dann der erste Indexfonds aufgelegt. Damals konnten zunächst nur institutionelle Anleger diesen Fonds erwerben. Drei Jahre später was es dann auch Privatanlegern möglich, einen ETF zu kaufen. ETFs waren damals die einzigen Fonds, die an der Börse gehandelt wurden. Heute gibt es zahlreiche Investmentfonds, die bei Kapitalanlagegesellschaften und an der Börse gehandelt werden können.

Je nach Anbieter können Anleger einige Hundert oder sogar einige Tausend ETFs handeln. Viele davon werden von bekannten Emittenten wie iShares herausgegeben. Da ein bereist festgelegter Index die Grundlage für viele ETFs ist, müssen Fondsmanager nicht aktiv eingreifen oder den ETF managen. Aus diesem Grund entfallen Managementgebühren. Viele Banken und Broker bieten auch ETF-Sparpläne an. Diese können aufgrund der attraktiven Renditechancen bei ETFs ebenfalls lukrativ sein.

Viele Basiswerte zur Auswahl

ETFs könnten auf verschiedenen Basiswerten wie Indizes, Anleihen oder Rohstoffe basieren. Beliebt sind ETFs, die bekannte Indizes wie den DAX oder den MSCI World abbilden. Der zugrundeliegende Index wird dabei 1-1- abgebildet. Kommt es beispielsweise beim DAX selbst zu Veränderungen, zeigen sich diese auch beim ETF.

Doch wie bilden die ETFs eigentlich den zugrundeliegenden Index ab? Im DAX sind beispielsweise 30 Unternehmen vertreten. Die Aktien werden in einem ETF auf den DAX im gleichen Verhältnis abgebildet, wie sich auch im Index selbst repräsentiert sind. Kommt es zu Veränderungen im Index, beispielsweise wenn ein neues Mitglied in den DAX aufgenommen wird, wird diese Neuerungen auch im ETF umgesetzt. Da insbesondere Indizes wie der DAX sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt haben, sind ETFs auf diese Indizes bei vielen Anlegern besonders beliebt.

Damit ein ETF den zugrundeliegenden Index möglichst genau abbilden kann, gibt es mehrere Replikationsmethoden. Diese sollen dafür sorgen, dass sich der ETFs genauso wie der Index entwickeln soll. Oft wählen Anbieter

  • die physische Replikation
  • eine synthetische Replikation oder eine
  • optimierte Replikation.

Oft entscheiden sich Anleger für ETFs, die mit physischer Replikation arbeiten. Alle im Index vertretenen Aktien werden dabei auch im ETF gehalten.

ETFs direkt an der Börse handeln

ETFs werden in der Regel über eine Börse gehandelt. Dort werden auch die Kurse täglich aktualisiert. Entscheiden sich Anleger beispielsweise für einen ETF auf Rohstoffe, liegt in diesem Fall ein Paket aus Rohstoff-Futures zugrunde. Hier ermöglichen Broker in der Regel einen direkten Zugang zu Rohstoffbörsen. Viele Rohstoff-ETFs sind zudem an elektronischen Börsen wie Xetra handelbar. Darüber hinaus sind einige ETFs auch im außerbörslichen Handel handelbar.

ETFs können dann während den Börsenöffnungszeiten gekauft oder verkauft werden. Passive Indexfonds können dagegen nur einmal am Tag über die jeweilige Fondsgesellschaft gekauft oder verkauft werden. Der Handel mit ETFs findet damit täglich statt. Anleger können daher auch eher kurzfristige Kursveränderungen für sich nutzen.

Die Wahl der besten Börse ist eng mit der Frage verbunden, in welche ETFs ein Anleger investieren will. Mit Blick auf die Handelszeiten für ETFs sollten sich Trader über die Öffnungszeiten der einzelnen Börsen informieren. ETFs können in der Regel an jedem Arbeitstag von 8 oder 9 Uhr am Morgen bis zum späten Nachmittag gehandelt werden. Einige Börsen bieten auch den Späthandel bis etwa 20 Uhr an. Beim außerbörslichen Handel können auch über diese Zeiten hinaus Orders platziert werden, oft auch am Wochenende. Diese werden dann jedoch gegebenenfalls erst am nächsten Werktag ausgeführt.

Kosten günstiger als bei anderen Fonds

Eine direkte Anlage in ETFs ist insbesondere für mittel- oder langfristige Anlagen gut geeignet. Daher werden ETFs oft auch als Altersvorsorge gewählt. Über einen längeren Zeitraum profitieren Anleger oftmals stark von der Rendite, die ein ETF am Ende der Laufzeit abwirft.

Die Kosten für ETFs sind wie bereits erwähnt vergleichsweise gering. Bei vielen Anbietern entfallen auch Gebühren für die Führung des Depots. Dies gilt insbesondere für Broker. Banken und Direktbanken erheben in vielen Fällen weiterhin Depotführungsgebühren. Den Hauptteil der Kosten machen die Transaktionskosten aus, die letztendlich an den Emittenten gezahlt werden müssen. Anleger können hier mit Kosten von 0,05 bis 0,5 Prozent des eingesetzten Kapitals rechnen. Bei einigen Brokern wird zudem eine Provision oder eine ähnliche Gebühr fällig. Viele Broker bieten auch Sonderaktionen an, die die Kosten für Anleger senken können.

ETF Kosten im handel

Bei ETFs entfallen Gebühren

ETFs sind günstiger als Fonds, da im Vergleich zu Fonds, die aktiv gemanagt werden,

  • der Ausgabeaufschlag
  • Performancegebühren und
  • Managementgebühren

entfallen. Dies hat den Hintergrund, dass ein Fondsmanager nicht aktiv eingreifen muss, damit der ETF eine bestimmte Performance erreichen kann. Der Ausgabeaufschlag bei Fonds liegt in der Regel bei drei bis sechs Prozent. Dazu kommen oftmals Verwaltungsgebühren von bis zu zwei Prozent im Jahr. Wird auch für ETFs eine Verwaltungsgebühr erhoben, ist diese meist deutlich geringer. Üblich sind beispielsweise 0,15 Prozent des Anlagevolumens für bekannte Indizes. Lediglich bei komplexeren ETFs können die Gebühren auch ein Prozent betragen.

Anleger, die in normale Fonds investieren, müssen zudem mit einer Performancegebühr rechnen, die durchaus 20 Prozent des Gewinns betragen kann. Weitere mögliche kosten sind Börsengebühren und Maklercourtagen. Je nach Broker sind ETFs im Vergleich damit deutlich günstiger.

Auch ETFs mit Risiken verbunden

Wie bei jeder Anlageform ist auch der Handel mit ETFs mit Risiken verbunden. Daher ist es für Anleger wichtig, von Beginn an auf ein ausgewogenes Portfolio zu achten. Ideal ist es, ETFs aus verschiedenen Branchen und Regionen zu handeln. Zudem ist der Handel mit ETFs im Allgemeinen weniger riskant, als der Handel mit Einzelaktien, da schon die Indizes das Risiko verteilt haben. Verliert eine Aktie im Index an Wert, kann dies über Gewinne bei einer anderen Aktien wieder ausgeglichen werden. Beim Kauf eines ETFs haben Anleger durchaus die Chance, eine ebenso hohe Rendite wie der zugrundeliegende Index selbst zu erzielen. Einige ETFs schaffen es sogar, besser zu performen als der Index selbst.

Sicherheit beim ETF-Handel gibt Anlegern übrigens auch, dass die Fonds als Sondervermögen behandelt werden. Geht die Fondsgesellschaft insolvent, ist das Portfolio der Anleger davon nicht betroffen. Gläubiger können nicht auf die Guthaben der Anleger zugreifen, um Schulden der Fondsgesellschaft zu tilgen. Riskanter sind allerdings synthetische ETFs, da hier mit sogenannten Swap-Geschäften gearbeitet wird. Kommt es hier zu einem Zahlungsausfall bei einem der Beteiligten, kann es dazu kommen, dass Anleger ihre Gewinne nicht vollständig erhalten. Ein Vorteil bei vielen ETFs ist zudem, dass der Erfolg nicht von einem einzelnen Fondsmanager abhängt.

Vorteile machen ETFs beliebt

ETFs bieten Anlegern eine ganze Reihe an Vorteilen, die sie wohl auch so beliebt machen. Sie gelten als flexible und kostengünstige Anlage, die sehr transparent gestaltet ist. Zudem steigt die Auswahl an handelbaren ETFs immer weiter. Da meist ein bekannter Index zugrunde liegt, können Anleger die aktuelle Wertentwicklung immer gut verfolgen und sich zudem bestens über die Anlage informieren. Dies ist durchaus sinnvoll, da auch im ETF-Handel Anleger nicht ohne Vorwissen ins kalte Wasser springen sollten.

Da es zudem viele ETFs auf einzelne Indizes gibt, ist es für Anleger gut möglich, die Kosten und Renditechancen eines Indexes zu vergleichen. Viele Anbieter stellen alle Kosten, die auf Anleger zukommen, sehr übersichtlich vor. Dabei ist die Gesamtkostenquote eine wichtige Kennzahl, die sogenannte Total Expense Ratio (TER) hilft auch dabei, ETFs miteinander zu vergleichen.

Insbesondere bei langfristigen Anlagen in ETFs ist zudem oft der Einstiegszeitpunkt weniger wichtig. Entwickelt sich der Index aber zum geplanten Verkaufszeitpunkt schlechter, ist es oft gut möglich, mit dem Verkauf einfach noch eine Weile zu warten, bis sich der Index wieder erholt hat.

ETFs Vorteile Nachteile

Fazit: ETFs mit vielen Vorteilen

ETFs bilden ein zugrundeliegendes Asset exakt ab. Meist handelt es sich dabei um Indizes wie den DAX, aber auch Rohstoffe oder Anleihen sind über ETFs handelbar. Verändert sich beispielsweise der Wert des Indexes, steigt oder fällt auch der ETF in seinem Wert. ETFs sind börsengehandelte Fonds, die an vielen Börsen der Welt gehandelt werden können. Einige Anbieter bieten aber auch den außerbörslichen Handel an. Im Vergleich zu anderen Fonds sind ETFs besonders günstig, da viele Kosten wie Ausgabeaufschläge entfallen.

Christian (Habeck) hat mehr als 20 Jahre Erfahrung auf den Finanzmärkten und handelt nach wie vor aktiv an der Börse. Seine Leidenschaft hat er vor neun Jahren zum Nebenberuf gemacht.